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Radiologische Bilddaten auf der Überholspur

AnästhesieRadiologische Bilddaten auf der Überholspur


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Die Digitalisierung im Gesundheitswesen kommt beizeiten im Schneckentempo voran. Während sich bei der elektronischen Patientenakte und E-Rezepten etwas tut, wurde im jüngsten Krankenhausmodernisierungsgesetzt die elektronische Bildgebung schlicht vergessen. Zwar müssen Patienten keine Mappen mit Röntgenaufnahmen mehr von Arzt zu Arzt tragen, doch auch das Einlesen von CDs braucht Zeit. Sofern die Datenträger überhaupt zur Hand sind und funktionieren. „Die schnelle Verfügbarkeit von Voraufnahmen aus anderen Kliniken oder Praxen kann im Notfall entscheidend sein, damit die behandelnden Ärzte eine richtige Therapieentscheidung treffen können. Traurige Realität in Deutschland ist jedoch, dass wie vor 20 Jahren sehr oft Bilddaten mit dem Taxi oder der Post auf CDs und DVDs versendet werden. Das ist für den Notfall absolut ungeeignet und führt zu unnötigen Doppeluntersuchungen“, bilanziert Professor Dr. med. Andreas F. Kopp, Chefarzt der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Krankenhaus Düren. Es ist ein auch im Sinne der Patienten nicht haltbarer Zustand.
Das Krankenhaus Düren hat mit dem Anschluss an den Westdeutschen Teleradiologieverbund daher einen entscheidenden Schritt zur nächsten Stufe der digitalen Vernetzung mit anderen Leistungsträgern in der Gesundheitsversorgung getan. Hier steht vor allem der Patient im Mittelpunkt: „Durch den sicheren Austausch der Bilddaten kommen wir ganz schnell an die aktuellen Daten – und vermeiden zeit- und ressourcenintensive Doppeluntersuchungen“, erklärt Dr. Kopp. Dies ist nicht nur in Notfällen wichtig, sondern beispielsweise auch für Tumorpatienten, die oft in unterschiedlichen hochspezialisierten Kliniken und Praxen gemeinsam betreut werden. Der schnelle Austausch von Bilddaten ist dabei enorm wichtig.
Der Westdeutsche Teleradiologieverbund (TRV) bietet einen online-Transfer für radiologische Bilddaten, um zeitnah und kostengünstig bilddiagnostische Informationen behandelnden Ärzten zugänglich zu machen. Und das so einfach wie das Versenden einer E-Mail – selbstverständlich nur mit Einverständnis der Patienten und sehr hoher Datensicherheit. „Bei Verlegungen können hiermit die Bilder schon lange vor Ankunft des Patienten bei den weiterbehandelnden Ärzten eintreffen, um so die medizinische Versorgung zu optimieren“, beschreibt der Chefarzt weitere Vorteile. Patientinnen und Patienten müssen nicht einer zusätzlichen Strahlendosis ausgesetzt werden – und auch die Wartezeiten würden aufgrund der schnellen Übermittlung auch großer Datenvolumina spürbar sinken. „Es dauert schon einmal 30 bis 40 Minuten, eine DVD einzulesen. Und dann stellt sich heraus, dass die vermeintlich aktuelle Aufnahme des Herzens die Knie-OP aus dem Jahr 2017 ist“, sagt Kopp.
Derzeit sind über 600 Einrichtungen in diesem Netzwerk organisiert, das Krankenhaus Düren ist der erste Grundversorger in der Region, der sich beteiligt. Das Netzwerk wurde im Ruhrgebiet von Krankenhäusern gegründet und verfolgt keine Gewinnerzielungsabsicht. „Wer im Auge des Sturms arbeitet weiß, wie wichtig schnelle Informationen sind“, erklärt Chefarzt Kopp. Mittlerweile sind neben allen deutschen Universitätskliniken und vielen Krankenhäusern auch Kliniken der Euregio und Facharztpraxen angeschlossen. Über dieses Netzwerk können radiologische Bilder sowohl empfangen als auch gesendet werden. Bis dato wurden rund 200 Terrabyte Daten, 500 Millionen Mails und rund 750.000 Untersuchungen auf diesem Wege übertragen. Selbstverständlich wird hierbei der Datenschutz nach EU-DSVGO streng eingehalten und kontrolliert.
Der westdeutsche Teleradiologieverbund wird nicht nur für den Transfer von Klinik zu Klinik oder Praxis eingesetzt, auch die Kommunikation mit der Ärztlichen Stelle der Ärztekammer zur Qualitätssicherung läuft hierüber voll digital. „Besonders spannend ist die Möglichkeit, über das Netzwerk eigene Untersuchungen mit Hilfe von unterschiedlichsten Werkzeugen künstlicher Intelligenz auswerten zu lassen, ohne hierfür die notwendige Software oder Server vor Ort haben zu müssen“, berichtet Dr. Kopp. Auch hiervon profitiert ganz unmittelbar der Patient, da modernste Diagnosetechniken, wie sie sonst nur in großen Zentren eingesetzt werden können, auch anderen Kliniken und Praxen zur Verfügung steht. Andreas F. Kopp: „Ich würde mir wünschen, dass auch weitere medizinische Einrichtungen im Kreis Düren den Nutzen für die Patienten erkennen und sich anschließen.“