„Wasser ist die Kohle der Zukunft.“ Mit diesen Worten eröffnete der CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas Rachel die Veranstaltung „Chancen durch Wasserstoff“ im Technologiezentrum Jülich vor 100 Gästen. Das Zitat stammt aus dem Roman „Die geheime Insel“ von Jules Verne aus dem Jahr 1874. Es zeige laut Rachel, dass das hohe Potenzial von Wasser und seinen Bestandteilen Wasserstoff und Sauerstoff für die Energieversorgung schon lange bekannt ist. Jetzt beginne der Mensch, diese Chance zu ergreifen. Und – da waren sich alle Teilnehmer der Gesprächsrunde einig – der Kreis Düren ist vorne mit dabei.
Mit Landrat Wolfgang Spelthahn, Patricia Peill MdL, Prof. Peter Wasserscheid vom Helmholtz-Cluster Wasserstoff und Frank Hopfenbach, dem kaufmännischen Leiter der Firma Messer Gase, sprach Thomas Rachel über die Rolle von Wasserstoff für Deutschland und ganz besonders für die Region. Spelthahn machte deutlich, wie groß der Bedarf an wasserstoff-basierten Lösungen ist, als er über das Vorhaben sprach, neben dem Jülicher Brainergy-Park in Zusammenarbeit mit Messer Gase eine Wasserstoffproduktion aufzuziehen. 2025 soll die Produktion von grünem Wasserstoff in der Größenordnung 9 MW beginnen. „Wir haben jetzt angefangen, konkret darüber zu reden, die Kapazität nach dem Start so schnell wie möglich deutlich zu erhöhen“, sagte der Landrat. Bereits jetzt zeichne sich ab, dass die Nachfrage nach dem grünen Wasserstoff, der im Kreis Düren produziert wird, höher ist als das Angebot, das in der ersten Ausbaustufe der Produktion entsteht.
Der Kreis beginnt schon vor dem Start der Produktion des grünen Wasserstoffs, auf eine Wasserstoff-Infrastruktur umzustellen. Schon jetzt werden Wasserstoffbusse und -autos eingesetzt, die ersten Züge folgen. Die erste Wasserstofftankstelle ist im Gewerbegebiet „Im Großen Tal“ in Düren bereits seit 2022 in Betrieb, weitere werden folgen. Noch ist der Wasserstoff im Kreis nicht grün, also mithilfe regenerativer Energie hergestellt. Das ändert sich mit der eigenen Produktion ab 2025. „In Jülich werden wir aufgrund der Nähe zum Brainergy-Park Wasserstoff zum Outletpreis haben“, sagte Spelthahn und sprach von einem möglichen Kilogrammpreis von etwa sieben Euro. Das ist etwa die Hälfte des Preises, der gerade an Wasserstofftankstellen fällig ist.
Im Kreis Düren profitierten laut Rachel und Spelthahn viele energieintensive Produktionsunternehmen vom Umstieg auf Wasserstoff. Dort, wo der nötige Energiebedarf mit Strom in Zukunft nicht gedeckt werden kann, ist Wasserstoff eine sinnvolle Alternative. Das machte auch Prof. Peter Wasserscheid deutlich. Das Helmholtz-Cluster für nachhaltige und infrastrukturkompatible Wasserstoffwirtschaft, für das Wasserscheid im übertragenen Sinn als Geburtshelfer fungiert, ist einer der Eckpfeiler des Strukturwandels im Rheinischen Revier und im Kreis Düren. „Wir wollen dafür sorgen, dass Grundlagenforschung schneller in die Anwendung gebracht wird und wir unsere Technologieführerschaft in neue Wirtschaftskraft ummünzen können“, erklärte Wasserscheid. Diese Forschung und Innovationen brauche die Region laut Rachel, um eine nachhaltige Energieregion zu werden. Er berichtete, dass er sich an Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck gewandt hat, um dafür zu sorgen, dass der Kreis Düren als bekennende und führende Wasserstoffregion an das sogenannte Wasserstoffkernnetz angeschlossen wird. Die zuletzt veröffentlichte Bundesplanung sieht das nicht vor.
Die Landtagsabgeordnete Patricia Peill (CDU) stellte die NRW Roadmap Wasserstoff vor. Die Landesregierung sehe die immensen Chancen durch Wasserstoff für ein zukünftig klimaneutrales Energieversorgungssystem. „Viele der Leitgedanken, die die NRW Roadmap prägen, sind im Kreis
Düren zuerst gedacht worden“, berichtete sie aus der Phase vor dem Beschluss zum Braunkohleausstieg 2020. Unter anderem seien die Hinweise des Forschungszentrums Jülich eingeflossen.
Peill und Rachel als gewählte Vertreter richteten den Blick verstärkt auf die Rolle des Kreises Düren. „Grüner Wasserstoff ist ein Schlüsselbaustein für den Wandel in unserem Kreis hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft. Mit ihm können wir unserem Land einen kräftigen Technologieschub geben“, betonte Rachel.
Prof. Wasserscheid stimmte zu. „Der Kreis Düren hat exzellente Voraussetzungen, um beim Thema Wasserstoff die Nase vorne zu haben. Man hat die Wichtigkeit des Themas sehr frühzeitig erkannt und kann dabei an eine lange und erfolgreiche energiewirtschaftliche Tradition anknüpfen. Es wird beim Thema Wasserstoff einen Wettbewerb der Regionen in Deutschland geben. Für diesen ist der Kreis Düren bestens gerüstet.“ Die Region könne „ein weltweit sichtbares Schaufenster für innovative Wasserstofftechnologien werden“, erläuterte Wasserscheid, wie Wasserstoff aus seiner Sicht für neue Wirtschaftskraft hier vor Ort sorgen kann.