Seit 2015 engagiert sich ProRad für eine Verbesserung der Radverkehrsbedingungen in Düren. Obwohl das Anliegen der Bürgerinitiative in der letzten Zeit von Politik, Verwaltung und Presse
durchaus wahrgenommen wird, vermissen die Aktiven die ehrliche Bereitschaft der Verantwortlichen, wirklich spürbar etwas für den Radverkehr zu tun.
„Das Maßnahmenprogramm der Stadt Düren erstreckt sich zur Zeit in erster Linie darauf, die sogenannten Mehrzweckstreifen, die nicht StVO-konform sind, durch Schutzstreifen zu ersetzen“ erklärt Tanja Malchow von ProRad und ergänzt: „Das ist zwar besser als nichts, allerdings haben Schutzstreifen ihren Namen nicht wirklich verdient, weil sie den Radfahrer nicht physikalisch vom motorisierten Verkehr trennen und deshalb immer ein Gefühl der Unsicherheit mitfährt“.
Ein großes Problem ist, dass von Autofahrern der Mindestabstand beim Überholen sehr häufig nicht eingehalten wird, obwohl dessen Missachtung aufgrund der StVO-Novelle nun empfindliche Bußgelder nach sich zieht. Außerdem besteht eine große Gefahr von sogenannten Dooring-Unfällen, wenn sich rechts neben dem Schutzstreifen Parkplätze befinden. Dooring-
Unfälle entstehen durch sich unvermittelt öffnende Autotüren. In Düren gab es in den letzten Jahren mehrere solcher Unfälle, die für den Radfahrer oft übel ausgehen.
„Unsere Erfahrung der letzten Jahre hat gezeigt, dass Radfahrer sich wünschen, vom übrigen Verkehr getrennt unterwegs sein zu können“, sagt Jens Veith von ProRad. Und weiter: „Eine Missachtung dieses Wunsches wird nicht dazu führen, dass mehr Menschen im Stadtverkehr auf das Fahrrad umsteigen – ganz im Gegenteil“. Um eine Erhöhung des Radverkehrsanteils zu erreichen – ein Ziel, zu dem sich die Stadt Düren ausdrücklich bekennt -, braucht Düren zeitgemäße, komfortabel und sicher zu befahrende Radwege.
Wie schon in den vorangegangenen Jahren ist die Stadt Düren auch vom 5. Juni bis zum 25. Juni 2020 bei der Klimakampagne Stadtradeln dabei. Auf der Webseite der Stadt wird die Kampagne mit den Worten „Radeln für ein gutes Klima! Leiste auch Du Deinen persönlichen Beitrag zum Klimaschutz und radle mit! Sammle möglichst viele Kilometer für Dein Team und die gesamte Stadt Düren – Egal ob beruflich oder privat – Hauptsache CO2-frei
unterwegs! Jeder Kilometer zählt!“. Auch ProRad Düren war in den letzten Jahren mit einem Team dabei. „In diesem Jahr kamen bei der Teamgründung allerdings Diskussionen auf“ berichtet Tanja Malchow. Einige „ProRadler“ waren der Meinung, durch ihr ehrenamtliches Engagement und die sehr konsequente Nutzung des Fahrrades als Verkehrsmittel bereits einen nicht unerheblichen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, denn alle Teammitglieder nutzen ihr Fahrrad auch außerhalb des Stadtradelns als Haupt-Fortbewegungsmittel. Sie sehen die Stadt Düren in der Pflicht, ihrerseits einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, indem sie Radfahrenden eine Infrastruktur zur Verfügung stellt, die die Benutzung des Fahrrades nicht lebensgefährlich, sondern sicher und zu einem täglichen Vergnügen macht.
Deshalb hat sich der Name des von ProRad gegründeten Stadtradel-Teams in diesem Jahr geändert. „Im Team „ProTest!“ möchten wir denjenigen eine Stimme geben, die unzufrieden mit der Situation der Radfahrenden in Düren sind“, erklärt Tanja Malchow. Hier versammeln sich Radfahrer, die zwar gerne und viel radeln, aber mit der Verkehrspolitik in Düren nicht einverstanden sind, und denen die Verkehrswende zu langsam vorangeht.
Die Mitglieder des Teams „ProTest!“ werden im Rahmen des Stadtradelns keine Kilometer erradeln. Damit wollen sie deutlich machen, wozu es führt, wenn die Verantwortlichen in Düren die berechtigten Forderungen der Radfahrenden ignorieren: Es werden dann immer weniger statt mehr Radfahrer auf Dürens Straßen unterwegs sein. Wenn es den Verantwortlichen bei der Stadt Düren mit Klimaschutz, Radverkehrsförderung und dem Weg hin zu einer lebenswerteren Stadt ebenso ernst ist wie den Mitgliedern des Teams „ProTest!“ und den anderen Teilnehmern der Kampagne Stadtradeln, nimmt sie den Protest ernst.
Um den Radverkehr spürbar zu fördern, müssen konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Radinfrastruktur erarbeitet und umgesetzt werden, die den aktuellen Anforderungen entsprechen. Zur Verbesserung der Situation der Menschen, die das Fahrrad schon jetzt gerne für ihre Wege in Düren nutzen oder in Zukunft nutzen möchten! Menschen, die in Düren wohnen oder arbeiten, einem Verein angehören oder eine Schule besuchen und ihrer Unzufriedenheit mit der Dürener Verkehrspolitik Ausdruck verleihen möchten, können sich über https://tinyurl.com/protestdn beim Team „ProTest!“ für das Stadtradeln anmelden:
Quelle: Pressemitteilung ProRad, 30. Mai 2020