32 Teilnehmer beim zweiten „Eifel-Notarztkurs“ am Krankenhaus Düren.
Bei einem Verkehrsunfall hat sich ein Auto überschlagen, der Fahrer wurde hinter dem Lenkrad eingeklemmt und ist nicht mehr ansprechbar. In einem solchen Notfall zählt jede Minute, die Rettung muss schnell erfolgen. Doch überstürztes Vorgehen kann Leben gefährden – auch das der Helfer. Dass Notärzte dieses Szenario aus einer anderen Perspektive betrachten als beispielsweise Feuerwehrleute, liegt in der Natur der Dinge. „Schnell raus bedeutet bei uns auch schon einmal eine Stunde“, erklärt Marc Heimlich, Ausbildungsleiter der Feuerwehr Düren. Umso wichtiger ist also, dass alle Mitglieder des multiprofessionellen Teams wissen, wie eine feuerwehrtechnische Rettung abläuft, welche Handgriffe zu erledigen sind, wer welche Aufgaben übernimmt.
Die Einsatzdemonstration der Feuerwehr Düren war nur ein Teil der praxisorientierten Ausbildung von Notärzten am Krankenhaus Düren. Zum zweiten Mal hat die Klinik in Kooperation mit dem DRK-Bildungszentrum Düsseldorf und dem Kreiskrankenhaus Mechernich einen „Eifel-Notarztkurs“ als Lehrgang zum Einstieg in die präklinische Notfallmedizin angeboten. 32 angehende Notärztinnen und Notärzte nahmen an dem Kurs teil, der aus einer 30 Unterrichtsstunden umfassenden Online-Vorbereitung und zwei Wochenenden mit Praxisanleitung bestand. Diese insgesamt 80 Stunden Fortbildung sind Voraussetzung, um an 50 Einsatzfahrten in Begleitung eines erfahrenen Notarztes teilzunehmen. Erst danach können die Ärzte eine Prüfung zum Notfallmediziner absolvieren. Die ersten Teilnehmer des Vorjahreskurses haben ihre Prüfung bereits bei der Ärztekammer angemeldet.
„In unserem Kurskonzept legen wir großen Wert auf die praktische Ausbildung, die von lebendigen Erfahrungen aus dem rettungsdienstlichen Alltag und intensivem Praxistraining lebt“, erklärt Professor Dr. med. Stefan Schröder, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie am Krankenhaus Düren. Die Ausbildung soll so realistisch und zielorientiert wie möglich stattfinden, um die angehenden Notfallmediziner auf ihre Einsätze vorzubereiten. „In der Fehlerforschung haben wir festgestellt, dass Patienten nicht adäquat versorgt werden, weil wir das fachliche Wissen nicht an den Patienten bekommen“, berichtet der Chefarzt und erfahrene Notfallmediziner.
Teil der praxisnahen Übungen ist daher auch, dass Notärzte Arbeiten ausführen, die eigentlich den Assistenzberufen vorbehalten sind, beispielsweise das Aufziehen von Medikamenten. So könne jeder selbst erfahren, dass diese Arbeiten Zeit benötigen und aufwendig sind. „Um ein funktionierendes Team bilden zu können, müssen alle Hand in Hand arbeiten und klar miteinander kommunizieren. Gesagt ist nicht gehört, gehört ist nicht gemacht“, verdeutlich Professor Schröder.
Wer den Kurs absolviert, lernt auch, was Stress und Dynamik mit einem selbst in Ausnahmesituationen machen, was Zeitdruck und zum Teil Angst bewirken. Ausgebildet wird auch mittels Rollenspiel in Teams, zu denen neben dem Notarzt der Fahrer des Notarzt-Einsatzfahrzeuges, zwei Notfallsanitäter und ein Praktikant zählen. „Notfallmediziner sind rar gesät. Wir liefern als Krankenhaus einen wichtigen Beitrag für die Notarzt-Ausbildung und wollen mit unserem Wochenend-Konzept auch Ärztinnen und Ärzte aus der Region ansprechen, die für eine Teilnahme keinen Urlaub nehmen müssen“, sagt Professor Stefan Schroeder. Für das kommende Jahr ist bereits der dritte Kurs angemeldet, der im März stattfindet.