Der Handelsverband NRW für die Region Aachen/Düren/Köln vermeldet für die ersten beiden Adventswochenende deutlich geringe Umsätze im wichtigen Weihnachtsgeschäft. Die Einzelhändler betrachten die neuen Einschränkungen durch die 2G-Regel und den Aufwand für die entsprechenden Kontrollen als große zusätzliche Belastung. Mehr dazu in den beiden Pressemitteilungen des Verbands.
2G im Einzelhandel, neue Belastungen für den Einzelhandel
(Pressemitteilung vom 5.12.)
Am späten Freitagnachmittag veröffentlichte das Land die neue Coronaschutzverordnung, nach der bereits am nächsten Tag alle Händler des Landes, die keine Waren des täglichen Bedarfs anbieten, in ihren Geschäften die 2G-Regel umsetzen mussten. Auch wenn die meisten Unternehmen mit dieser Entscheidung gerechnet hatten, wurden sie dadurch vor enorme Herausforderungen gestellt. Auf der einen Seite gab es Händler, bei denen die Umsetzung kein Problem darstellte und die sich positiv zu der gefallenen Entscheidung äußerten, auf der anderen Seite gab es diejenigen Händler, die Angst vor Ausschreitungen haben, die Angst vor militanten Impfgegnern haben und keine „Polizeiaufgaben“ wahrnehmen wollen. Die Bandbreite der Äußerungen ging von „… muss leider sein…“ bis zu „hirnrissig“.
Bei den Umsätzen lagen die befragten Unternehmen in der Region gleichauf mit ihren Ergebnissen, was „gleich hoch und höher“ zu „niedriger“ anging, zum 1. Adventswochenende. Beim Vergleich zum Vorjahr hatten allerdings in diesem Jahr 67 % der befragten Unternehmen einen niedrigeren Umsatz als am Vergleichswochenende des vergangenen Jahres. Hier zeigte sich ein sehr differenziertes Bild, je nach Standort und Branche. Neben den kritischen Stimmen gab es aber auch Zuspruch zu den Maßnahmen und teilweise positive Erfahrungen. Bei vielen Händlern scheinen die schlimmsten Befürchtungen bezüglich der Einführung der 2-G-Regel nicht eingetroffen zu sein. In den meisten Fällen überwiegt die Erleichterung darüber, dass man die Geschäfte nicht schließen muss, wie das im vergangenen Jahr der Fall war. Bei der Einschätzung der Lage ist es aber auch wichtig, einen Blick auf das vergangene Jahr zu werfen. Zum aktuellen Zeitpunkt hatten wir bereits einen Lockdown-Light. Die Gastronomie war geschlossen und kein einziger Weihnachtsmarkt in der Region hatte seine Pforten geöffnet. Abzuwarten bleibt jetzt, wie sich das Weihnachtsgeschäft in den nächsten Wochen entwickelt; denn ab jetzt ist kein Vergleich mehr zum Vorjahr möglich.
Ach ja, beinahe hätte ich es vergessen: Besonders gut gingen an diesem Wochenende, wie könnte es anders sein, die kleinen Geschenke zu Nikolaus. Auch wenn die Regelungen alles andere als gerecht sind, sind die Kundinnen und Kunden sind überwiegend mittlerweile eher entspannt; denn man kennt die 2G-Regel ja auch schon aus der Gastronomie. Auch das wussten einige befragten Händler zu berichten. Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass die restliche Zeit bis Weihnachten noch von vielen Menschen dazu genutzt wird, den stationären Einzelhandel in der Region zu besuchen, dass es zu keinen weiteren Verschärfungen kommt und dass der Umgang mit den notwendigen Kontrollen schnell zur Routine wird. Bis zum 7. Dezember einschließlich muss der Einzelhandel nur stichpunktartige Kontrollen durchführen. Wünschenswert wäre es, wenn es bei dieser Übergangsregelung bliebe und die Verantwortung für die Einhaltung der 2G-Regel nicht komplett den, sowieso schon gebeutelten, Einzelhändlern aufgelastet würde.
Jörg Hamel
Schwacher Start
(Pressemitteilung vom 28.11.)
Auf den ersten Blick schien das diesjährige Weihnachtsgeschäft unter einem besseren Stern zu stehen als das im vergangenen Jahr. Unsere Städte sind weihnachtlich geschmückt, die Weihnachtsmärkte haben fast überall ihre Tore geöffnet und somit hätte einem Auftakt zum Weihnachtsgeschäft nichts mehr im Wege gestanden.
Die Realität sah hingegen anders aus. Nach einer katastrophalen Woche, was die Umsätze im stationären Einzelhandel angingen, kam es zwar zu einer Belebung im stationären Einzelhandel durch den Black Friday und den sich anschließenden Adventssamstag, doch waren die Ergebnisse weit entfernt von denen in einem „normalen“ Weihnachtsgeschäft.
Viele Händler lagen mit ihren Umsätzen sogar noch unter denen des vergangenen Jahres. Wenn man sich noch einmal die Situation von vor einem Jahr vor Augen führt, wo kein Weihnachtsmarkt geöffnet hatte und wir uns in einem Lockdown light befanden, ist dies ein alarmierendes Zeichen. Ein Vergleich zum Weihnachtsgeschäft 2019 scheuen daher die meisten Händler.
60 % der Händler klagen über zurückgegangene Frequenzen an ihren Standorten und sind wenig euphorisch in ihren Prognosen für die nächsten Wochen. Auf der anderen Seite berichtete man aus den größeren Städten unseres Verbandsgebietes durchaus ansehnliche Besucherzahlen. Hierunter befanden sich aber auch viele Besucher aus den benachbarten Niederlanden, die wahrscheinlich der Lockdown in ihrem Heimatland in unsere Städte getrieben hatte.
Am meisten Zuspruch fanden am vergangenen Wochenende traditionell die Produkte aus der Unterhaltungsbranche oder auch die klassischen Dekoartikel und Wohnaccessoires. Ins Hintertreffen geriet, wie auch im vergangenen Jahr, die Textilbranche. Kaum eine Weihnachtsfeier, kaum eine weitere Festivität, die in den letzten Tagen aufgrund der Infektionslage nicht abgesagt wurde. Dies spürt am ehesten auch immer der Textileinzelhandel.
Befragt nach der größten Angst antworteten die meisten Händler, dass sie am meisten die Schließung ihrer Geschäfte befürchten. Der letzte Lockdown steckt allen Händlern noch in den Knochen und vom Gelingen des diesjährigen Weihnachtsgeschäftes hängt für viele Unternehmen die Existenz ab. Nach den Wünschen an der Politik gefragt antworteten die meisten Unternehmen, dass sie sich klarere und schnellere Entscheidungen wünschen.
Wir hoffen alle, dass sich die Situation in den nächsten Wochen nicht weiter verschärft und dass wir, trotz aller Regeln und Einschränkungen, eine relativ normale Vorweihnachtszeit erleben können, in der wir unsere weihnachtlich geschmückten Städte und Weihnachtsmärkte erleben können und ebenso entspannt die Weihnachtsgeschenke für unsere Lieben erwerben können. Denn eines steht fest: zurückgehende Frequenzen bedeuten auch weniger Verkehr auf unseren Straßen, ausreichend Parkplätze und natürlich keine überfüllten Busse und Bahnen.
Jörg Hamel