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Das Känguru in jedem von uns

Das Ensemble des Altonaer Theaters in Hamburg begeisterte in Düren mit den Känguru-Chroniken. Foto: Stadt Düren/mah

Düren. Die Känguru – Chroniken von Marc-Uwe Kling sind Kult. Hans Schernthaner hat die Storys von Marc-Uwe und seinem ungewöhnlichen Mitbewohner, dem Känguru, für das Altonaer Theater in Hamburg für die Bühne gefasst. Mit einer tollen Ensemble-Leistung, mit viel Musik und ansteckender Spielfreude begeisterte das so entstandene Theaterstück im Haus der Stadt in Düren das Publikum.

Hans Schernthaner und das Ensemble freuen sich über den Kultstatus, ruhen sich aber nicht darauf aus. „Es ist schön, dass dadurch auch viele junge Leute in das Theater finden“, sagt Marc-Uwe-Darsteller Stephan Möller-Titel, und tatsächlich waren im Publikum erfreulich viele junge Menschen. Doch die Inszenierung (Regie: Hans Schernthaner) lässt sich vom Kultcharakter der Vorlage nicht einschränken, orientiert sich am tagespolitischem Geschehen. „Es macht keinen Sinn, etwas zu kopieren. Man muss authentisch sein.“, erklärt Stephan Möller-Titel. Deshalb werden die Texte vom Ensemble ständig gemeinsam weiter entwickelt und auch schon mal spontan improvisierte aktuelle Anspielung eingefügt. 

Stephan Möller-Titel verleiht seiner Rolle des Marc-Uwe viele Facetten: „Das ist jemand, der Ideen hat, aber nicht so viel Mut, der sich zu verwirklichen sucht, auch mal scheitert und durch das Känguru neue Erfahrungen sammelt.“ Das Känguru, gespielt von Jannik Nowak, verkörpert Eigenschaften und Seiten, die Marc-Uwe nicht ausleben kann. Es ist dreist, kämpferisch, kreativ und sehr unorthodox in seinen Methoden, mit denen es seine Auffassung von einer gerechteren Gesellschaft durchboxen will. 

In der Garderobe im Haus der Stadt wurden Jannik Nowak  Känguru-Ohren und ein Känguru-Schwanz sowie ein ausdrucksstarkes Känguru-Augen-Make-up verpasst. Das sei der wichtigste Beitrag zu seiner Verwandlung in ein Känguru, flachste er. Das war sehr tief gestapelt, denn zur Maske kam das Spiel, und das war Klasse. Betritt Jannik Nowak die Bühne, nimmt er die Körperhaltung eines Kängurus an, ist als unverfrorenes Alter Ego von Marc Uwe tierisch überzeugend. „Es macht Spaß, das zu spielen“, sagt Jannik Nowak. „Das Känguru ist ein wunderbarer Freigeist, muss sich nicht Konventionen beugen. Man lacht über seine Unverfrorenheit, weil es Dinge macht, die alle gerne machen würden, sich aber nicht trauen.“

Für das Ensemble war der Auftritt in Düren der 112. in Folge. „Das 112. Mal auf die Freiheit!“, lautete der Trinkspruch am Schluss. Alle Darsteller punkteten mit  ansteckender Spielfreude und ernteten berechtigt viel Beifall vom Publikum: Katrin Gerken, die als Nachbarin mit Hitlerbärtchen, als trinkfeste Kneipenwirtin Herta, als Reichstagsgebäude, als boxende Sandra , Verlegerin, genervte Frau im Job Center und Zivilbeamter brillierte. Johannes Merz, der abwechselnd Polizist, Pinguin, Neonazi, naiver Holger, wienerischer Psychiater und Bankberater war. Der rote Faden, der die Känguru-Chroniken zusammenhielt, war der Musiker am Bühnenrand, eine heftig beklatschte musikalische und schauspielerische Leistung in einem Guss von Florian Miro. Ein einfallsreiches und vielseitiges Bühnenbild von Sonja Zander rundete das Theatererlebnis ab.

Und das Publikum spielte mit, wie das Lachen und der Beifall bewiesen. Manchmal wurden sie vom Känguru und Marc-Uwe direkt aufgefordert: Klatscht mal mit! Reißt mal die Arme hoch! Und dann ging punktgenau das Saallicht an, die Zuschauerinnen und Zuschauer wurden mit erhobenen Armen erwischt. Das beweist: Ein kleines Stück Känguru steckt doch in jedem von uns!  

 

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