Die SWD powervolleys Düren waren das erste Team in der Volleyball Bundesliga, das trotz Corona-Krise mit dem Planen der Mannschaft für die neue Saison so gut wie durch war. Dürens Gesellschafter Erich Peterhoff erklärt, warum die SWD powervolleys sich entschieden haben, diesen Weg zu gehen. Er spricht über die Auswirkung der Krise auf den Volleyball-Standort Düren und auf die Bundesliga.
Was denken Sie: Wie kommt die Volleyball Bundesliga zurück, wenn die Corona-Krise vorbei ist?
Erich Peterhoff: Im Moment ist es schwer, Prognosen abzugeben. Die Liga wird wohl alles versuchen, was in der Krise notwendig ist, um das Niveau zu halten. Allerdings halte ich nicht viel davon, schon Nachrichten über Rettungspakete zu verkünden, die noch gar nicht von den Gremien und den Bundesligisten verabschiedet sind. Das schafft nicht unbedingt mehr Vertrauen. Ob der Spielbetrieb pünktlich im Oktober startet oder etwas zeitversetzt, ist aus unserer Sicht nicht das wichtigste Thema. Geisterspiele wie aktuell in der Fußball-Bundesliga sind für uns keine wünschenswerte Option. In Düren sind wir auf die Zuschauereinnahmen angewiesen. Für unsere Sponsoren ist es wichtig, sich in der Arena vor den Zuschauern zu präsentieren. Von der Atmosphäre, die Heimspiele für uns so besonders macht, muss ich wohl nicht reden. Bei den anderen Teams wird das sehr ähnlich sein.
Früher mit der Liga starten?
Ist es keine Option, sich auf einen späteren Start und eine deswegen im kommenden Jahr länger dauernde Saison zu einigen?
Peterhoff: Da ist der internationale Kalender das Problem. Die Nations League des Weltverbands FIVB soll 2021 wieder im Mai starten. Bei diesem Gedanken wird klar, dass da grundsätzlich was nicht stimmt. Die Interessen der nationalen Ligen müssten in einer solchen Situation deutlich höher angesiedelt sein als solche internationalen Wettbewerbe. Ohne die Ligen gibt es keine Nationalmannschaften. Bisher mussten sich die Ligen schon zu sehr nach dem internationalen Kalender richten. Aktuell gibt es sogar die Idee, früher mit dem Ligabetrieb zu starten, also im September statt im Oktober. Das würde mehr Spielraum ermöglichen. Aber dann wären wir möglicherweise wieder beim Thema Geisterspiele.
Mit Rottenburg, Eltmann und den Alpenvolleys kommen drei Teams nicht aus der Corona-Krise zurück. Wie ist die Dürener Sichtweise auf diese Nachrichten?
Peterhoff: Das sind zuerst mal keine guten Nachrichten. Die drei Teams sind aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr da. Im Fall von Eltmann fragt man sich nach der Insolvenz, warum das Team überhaupt zur Bundesliga zugelassen worden ist. Die Entscheidung in Rottenburg kam überraschend und ist bedauerlich. Da kenne ich die Hintergründe nicht. In Innsbruck hat jemand ein gutes Projekt vorangetrieben, aber die Basis hat gefehlt. Ich schaue da eher auf die deutsche Seite der Partnerschaft in Unterhaching. Auf wenige Schultern zu setzen, die viel Geld geben, ist der schnelle Weg, um nach oben zu kommen. Dann muss man aber trotzdem eine Basis mit vielen Partnern aufbauen. Das hat in Unterhaching damals schon nicht funktioniert, als der Verein sich zurückgezogen hat nach dem Ausstieg des Hauptsponsors. Und jetzt offenbar auch nicht. Dabei zeigen viele Teams immer wieder, dass sie gute Arbeit leisten, ohne den großen Geldgeber zu haben. Das findet meiner Meinung nach zu wenig Erwähnung.
Was meinen Sie damit?
Peterhoff: Von Seiten der Liga gab es viel Lob für die Teams, die von einem großen Unterstützer abhängig sind. Als Standort, an dem viele Schultern die Bundesliga tragen, fühlt man sich da nicht immer ausreichend wertgeschätzt. Dazu kommt der Eindruck, den es an mehreren Männer-Standorten gibt, dass die Frauen-Bundesliga bei der VBL einen höhere Stellenwert zu haben scheint. In der Außendarstellung und bei Gesprächen mit Partnern wird mehr mit den Frauen geworben.
Aktuell sieht es so aus, dass die Liga in der neuen Saison aus zehn Teams besteht. Was denken Sie – ist das zu wenig?
Peterhoff: Natürlich wären zwölf oder 13 Mannschaften besser. Neben der Tatsache, dass drei Teams wegfallen, kommt dazu, dass aus den zweiten Ligen niemand aufsteigen will. Ich denke, dass eine Liga mit zehn Teams spielfähig ist. Angesichts der Corona-Krise wäre das eine gute Nachricht, wenn es so bleibt. Mittlerweile ist zu hören, dass an allen Standorten die Planungen für die nächste Saison laufen. Und das, was man hört, klingt recht vielversprechend. Die VBL sollte sich auf jeden Fall Gedanken über eine alternativen Spielmodus machen, um für die Teams mehr Spieltage zu generieren.
Kein existenzielles Thema
Welche Auswirkungen hat die Corona-Krise auf die Sponsoren in Düren?
Peterhoff: Wir haben in Anbetracht der Krise die Sponsorengespräche vorsichtig begonnen. Unser Sponsorenpool ist breit aufgestellt. Die Ausprägung, wie stark die Unternehmen von der Corona-Krise betroffen sind, ist unter unseren Partnern sehr unterschiedlich. Darauf müssen wir Rücksicht nehmen. Bisher ist das Feedback sehr ermutigend. Wir wissen, dass unsere Partner unserem Projekt und unserem Netzwerk positiv gegenüber stehen. Derzeit sieht es so aus, dass die Corona-Krise kein existenzielles Thema für uns wird. Aber wir werden sicher schauen müssen, dass wir mit einem kleineren Etat zurecht kommen.
Mit dem Team für die neue Saison sind Sie schon recht weit. Neun Spieler stehen fest, allesamt sind Rückkehrer aus der vergangenen Saison. Das sieht nicht nach Sparmaßnahmen aus.
Peterhoff: Wir haben bei den Spielern, die wir halten wollten, nicht darauf spekuliert, dass sich im Laufe der Zeit und der Krise der Druck erhöht und damit die Gehälter sinken. So sind wir nicht gestrickt und dann wären auch einige der Spieler vielleicht nicht mehr hier. Die Spieler kennen die Rahmenbedingungen in Düren. Unsere finanziellen Möglichkeiten waren auch vor der Krise nicht sehr groß, wir punkten auch mit stabilen Rahmenbedingungen und pünktlichen Gehaltszahlungen. Wir müssen in jedem Bereich unsere Ausgaben überprüfen und dann entscheiden, was wir uns leisten können. Das gilt auch für die Mannschaft. Wir wollten viele Spieler halten, weil die Mannschaft am Ende der Saison auf dem richtigen Weg war. Wir hatten eine schwierige Saison. Das hat das Team aber nicht von seinem Ziel abgebracht und immerhin das Pokalfinale erreicht.
Wie sehen die weiteren Planungen aus?
Peterhoff: Im Moment läuft die intensive Suche nach den Spielern Nummer zehn und elf. Wenn wir die richtigen Kandidaten finden, schlagen wir kurzfristig zu. Die Spieler müssen sportlich und menschlich passen, und zu unseren vorsichtigen Etatplanungen, die wir im Moment betreiben.
Neun Spieler bleiben – und das stand schon Anfang Mai fest. Das ist ungewöhnlich früh, vor allem in Zeiten von Corona. Kein anderes Team in der Bundesliga war so früh so weit. Warum haben Sie diesen Weg gewählt?
Peterhoff: Das war beidseitig. Die Spieler wollten frühzeitig Sicherheit, genau wie wir. Wir wissen, was wir an diesem Team haben. Außerdem haben wir als Arbeitgeber eine Verantwortung unseren Spielern gegenüber. Dann muss man schon mal früher eine Entscheidung für einen Spieler treffen, auch wenn die Planungssicherheit noch nicht abschließend erreicht ist. Die Situation gibt es in jedem Jahr. Im Moment ist die Glaskugel, in die wir deswegen schauen müssen, deutlich milchiger als sonst. Wir tun das trotzdem, allerdings mit einem gesunden Maß an Vorsicht.