Mehr als 500 Einsatzkräfte des Zolls, der Polizei und der Steuerfahndung haben in den frühen Morgenstunden im Auftrag der Staatsanwaltschaft Aachen in einem wegen des Verdachts des Vorenthaltens und Veruntreuens von Arbeitsentgelt und der Lohnsteuerhinterziehung geführten Verfahren insgesamt 49 Wohn- und Geschäftsräume, insbesondere im Raum Düren, aber auch in Aachen, Herzogenrath, Alsdorf und Kerkrade, durchsucht.
Den mindestens 25 Beschuldigten wird zur Last gelegt, im Bereich des Abbruchgewerbes in ein betrügerisches Firmengeflecht verstrickt zu sein, in dem Arbeitnehmer aus Osteuropa angeworben, mit Schwarzgeld entlohnt und auf Baustellen in Deutschland eingesetzt werden. Nach vorläufiger Berechnung dürften Sozialversicherungsbeiträge in Höhe von über 2,7 Millionen Euro veruntreut und Lohnsteuer in Höhe von über 600.000 Euro hinterzogen worden sein.
Die Beschuldigten sollen die tatsächlichen Beschäftigungsverhältnisse ihrer Arbeiter durch vorgetäuschte Nachunternehmerleistungen in einem Netzwerk von Scheinfirmen verschleiert haben. Durch diese – als sogenannter „Kettenbetrug“ den Behörden schon länger bekannte – Methode bildeten sie immer neue und immer variantenreichere Subunternehmerketten, die nur mit einem erheblichen Ermittlungsaufwand durchleuchtet werden konnten. Hierzu war beim Hauptzollamt Aachen in einer speziellen Organisationseinheit für die Bekämpfung der organisierten Formen der Schwarzarbeit vor einem Jahr eigens eine zehnköpfige Ermittlungsgruppe ins Leben gerufen worden, die monatelange verdeckte Ermittlungen durchführte.
Als Kopf der Tätergruppierung wird ein 43 und 55 Jahre altes Ehepaar aus Düren angesehen. Gegen das Ehepaar und sechs weitere Männer im Alter von 33 bis 55 Jahren sind zeitgleich mit den Durchsuchungsmaßnahmen Haftbefehle vollstreckt worden. Zudem ist ein 45 jähriger Mann vorläufig festgenommen worden. Aufgrund entsprechender Vorerkenntnisse zum Gefährdungspotential mehrerer Beschuldigter wurden an deren Aufenthaltsadressen Spezialeinheiten der Bundes- und Landespolizei eingesetzt. Die Tatverdächtigen, bei denen es sich um fünf deutsche und vier rumänische Staatsangehörige handelt, werden heute bzw. morgen dem Haftrichter vorgeführt.
Im Rahmen der Durchsuchungen wurden neben umfangreichem Beweismaterial außerdem illegale Waffen sowie gefälschte Pässe und Urkunden sichergestellt. Zudem wurden Vermögenswerte in nicht unerheblicher Höhe gesichert.
Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Aachen dauern an, für die Beamten des Hauptzollamtes Aachen – Finanzkontrolle Schwarzarbeit – der Steuerfahndung Aachen sowie der Polizei schließen sich nun umfangreiche Auswertungen an.