Düren. Zum Frauentag 2019 am 8. März gab es so viele Anmeldungen, dass zwei Kinosäle gefüllt werden konnten. Christina van Essen, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Düren, hatte zum Besuch des Filmes „Sternstunde ihres Lebens“ über die Juristin Elisabeth Selbert eingeladen, die engagiert die Aufnahme des Artikels „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ in das Grundgesetz erkämpfte.
Liesel Koschorreck, stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Düren, dankte der Organisatorin Christina van Essen für die Vorbereitung für diesen Internationalen Frauentag, der traditionell in Düren genutzt wird, eine Bestandsaufnahme über die Situation der Frauen in der Gesellschaft zu machen und die Frauen zu würdigen, die sich aktiv in verschiedenen Institutionen und Gremien für das gleichberechtigte Miteinander von Frauen und Männern einsetzen. „Es ist wichtig, dass das Thema Gleichberechtigung das ganze Jahr über präsent ist“, betonte Liesel Koschorreck. „Die Verdienstkluft zwischen Frauen und Männern ist beispielsweise bei uns so groß wie kaum in einem anderen Land. Wir brauchen mehr Solidarität zwischen den Frauen, aber auch zwischen Frauen und Männern!“
Christina van Essen nahm den diesjährigen Internationalen Frauentag zum Anlass, daran zu erinnern, mit welchem Engagement, mit wieviel Kraft und Zielstrebigkeit Frauen und Männer tätig waren, um das Frauenstimmrecht durchzusetzen. Aber auch danach, das bewies der Film „Sternstunde ihres Lebens“ anschaulich, ging der Kampf weiter, ja nach dem Zweiten Weltkrieg begann er teilweise von vorn. „Das von den Frauen erkämpfte Recht politischer Mitwirkung“, so Christina van Essen, „wurde in der Zeit des Nationalsozialismus wieder zerschlagen.“ Die Frauen verschwanden aus den Parlamenten und mussten nach dem Krieg einen völligen Neuanfang wagen. Auch davon erzählt der Film, dessen Vorführung dank der Unterstützung der Sparkasse Düren für die Teilnehmerinnen kostenlos war.
Die Besucherinnen und Besucher des Frauentages erlebten mit, wie Elisabeth Selbert, dargestellt von Iris Berben, als eine der vier Frauen, die im Parlamentarischen Rat über das Grundgesetz mitentscheiden konnten, gegen große Widerstände die Aufnahme des Satzes „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ durchsetzt. Das hat bis heute entscheidende Auswirkungen, da das Bürgerliche Gesetzbuch nun überarbeitet werden musste.
Nur langsam kam es zu einschneidenden Veränderungen, was die Rechte der Frau betraf, wie die Berechtigung, ein eigenes Konto zu führen (1962), als geschäftsfähig zu gelten (1969), Entscheidung über die eigene Berufstätigkeit ohne Zustimmung des Mannes (1977) zu treffen.
Und wie sieht es heute aus? Christina van Essen nannte ein paar aufrüttelnde Zahlen: Eine von vier Frauen in Deutschland ist häuslicher Gewalt ausgesetzt. Nur jedes vierte Mitglied der deutschen Länderparlamente ist 2019 weiblich. Der Frauenanteil im Deutschen Bundestag, um 6% gesunken, beträgt 30,9%. Nur jedes zehnte Rathaus wird von einer Frau geführt. Noch immer liegt der durchschnittliche Bruttostundenverdienst von Frauen 21 % unter dem der Männer, woran am 18. März mit dem Equal Pay Day erinnert wird.