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Die Welt aus einer neuen Perspektive entdecken

Künstler Heinz Peter Fothen in seiner WerkausstellungStadt Düren

Düren. Es ist eine der bislang größten und umfassendsten Ausstellungen mit Werken des vielseitigen Künstlers Heinz Peter Fothen, die noch bis zum 4. Oktober auf Schloss Burgau zu sehen ist. Die Schlossräume folgen der Arbeitsweise des Künstlers, der gerne Werksequenzen zu ganz unterschiedlichen Themen aus höchst ungewöhnlichen Materialien erarbeitet. Zitate aus Werken zumeist zeitgenössischer Schriftsteller, die der Künstler während der Entwicklung der Werksequenz gelesen hat, bilden dabei oft eine gelungene Ergänzung, die Assoziationen zum Kunstwerk auslösen. Jasper Hallmanns, künstlerischer Leiter von Schloss Burgau, ließ sich davon inspirieren und gab der Ausstellung in Anlehnung an einen Bestseller von John Irving den Titel „Wie er die Welt sieht – Heinz Peter Fothen“

 

Heinz Peter Fothens Welt spiegelt sich vielfach in den kleinen Dingen: Rauchzeichen, Insekten, an den Bäumen vergessene Obsternte. Gerät dergleichen in seinen Fokus und fasziniert ihn, folgt auf die Begegnung die Auseinandersetzung mit dem Thema und deren künstlerische Aufarbeitung. Beispiel Insekten: „Eigentlich“, so gesteht Heinz Peter Fothen, „konnte ich Insekten gar nicht ausstehen, habe sie immer weggewischt, wenn sie auf mir rumkrabbelten.“ Doch dann setzte sich ein Insekt auf einer Pflanze, die er gerade auf eine seiner zahlreichen Reisen fotografieren wollte, dreist in Szene. Nicht der Künstler hat sich das Thema ausgesucht, das Insekt wählte den Künstler, der seitdem Insekten im Blick hat. Fothen stellt sie stark vergrößert in Zeichnungen dar, hat übergroße Kokons geschaffen sowie die schwarze Zeichnung auf dem Rücken der unscheinbaren Feuerwanzen auf ein großformatiges Bild übertragen und damit herausgearbeitet, dass diese Zeichnung einer afrikanischen Maske gleicht. Es ist absolut faszinierend, wenn der Künstler erläutert, aus welchen Materialien seine Kunstwerke geschaffen sind: So wurde einer der Kokons mit einer eigens dafür vom Künstler konstruierten „Strickliesel“ aus dicker iranischer Wolle, gefärbt mit Kreide von der Insel Rügen, „gestrickt“.
Ganz persönlich ist das Thema „Grabbeigaben“, eine Hommage an die verstorbenen Eltern des Künstlers. Eine Zeichnung von einer Tagetes, die sein Vater gerne pflanzte, ist dessen „Grabbeigabe“. Seiner Mutter ist die Zeichnung vom Lindt-Nikolaus gewidmet, den sie so gerne aß. Fotos von den Eltern ergänzen die kleine Gedenkstätte, zu der auch zwei Stelen gehören, die eine gefertigt aus einem Mantel des Vaters, die andere aus einem Pelz der Mutter.
Heinz Peter Fothen ist 1956 in Neersen am Niederrhein geboren, wohnt heute in Reutlingen. Nach einem Studium der visuellen Kommunikation in Düsseldorf studierte er Kunstgeschichte in Berlin, begann 1986 mit ersten Arbeiten als freier Künstler.

Es gibt unendlich viel zu entdecken in der Ausstellung auf Schloss Burgau, mehrmalige Besuche dort lohnen sich in jedem Fall. Jasper Hallmanns und das Burgau-Team haben den unterschiedlichen Themenschwerpunkten des Künstlers Raum gegeben und sie perfekt in Szene gesetzt. Dadurch springt die Vielfalt der Kunstwerke, der Themen und der verwendeten Materialien besonders ins Auge. Vom Fahrradschlauch über das Kindersteckspiel bis hin zum Teebeutel setzt Heinz Peter Fothen so gut wie alles ein, was ihn im Alltag inspiriert. Die Materialien sind aber so kunstvoll zur Gestaltung des Kunstwerks genutzt, dass man sehr genau hinsehen muss, um sie zu identifizieren. Sie haben sich verwandelt.
Es lohnt sich, mit wachen Augen durch die Ausstellung zu gehen und zu erfahren, wie Heinz Peter Fothen die Welt sieht.

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