Düren. Historische Energiequelle trifft auf moderne Technik: Das historische Wasserrad kehrt zur Pleußmühle – nach 12 Jahren Stillstand wurde die Anlage seit Sommer vergangenen Jahres aufwendig restauriert und modernisiert. Jetzt haben die Stadtwerke Düren (SWD) es feierlich in Betrieb genommen.
Dank der Kombination aus altbewährter Technik und moderner Steuerung mit neuen Reglern, Motoren, neuen Schützantrieben sowie einer Grundwasserüberwachung erzeugt das revitalisierte Wasserrad nun umweltfreundlichen Strom für bis zu 50 Haushalte und spart damit jährlich rund 40 Tonnen CO2 ein. Optisch bleibt alles beim Alten: das erneuerte Zuppinger-Wasserrad entspricht der bisherigen Bauform und fügt sich nahtlos in das Gesamtbild ein. Die Pleußmühle zählt mit ihrem Wasserrad zu einem der bedeutendsten, historischen Wahrzeichen der Stadt Düren.
„Wir freuen uns sehr, dass wir ein Stück Dürener Geschichte bringen konnten und sich das Mühlrad nach so langer Zeit endlich wieder dreht. Mit ihrer erneuerten Wasserkraftanlage trägt die Pleußmühle so wieder ihren Teil zur nachhaltigen Energieversorgung in Düren bei“, sagt SWD-Geschäftsführerin Maria Creeten. Die Wasserkraftanlage mit dem Zuppinger-Wasserrad, welches mit Wasser aus dem Mühlenteich betrieben wird, wurde rund ein Dreivierteljahr lang modernisiert.
Dabei wurden altbewährte Teile restauriert und durch moderne Technik revitalisiert. Zu der modernen Technik zählen neue Regler, neue Motoren, neue Schützantriebe, die dafür sorgen, dass die Wehrtafeln schnell und zuverlässig reagieren. Außerdem wurde das Wasserrad mit einem neuen Rechenreiniger ausgestattet, der deutlich zuverlässiger funktioniert und sich dadurch kein Treibgut anstauen und den Betrieb stören kann. Nun dient das Wasserrad an der Pleußmühle ab sofort wieder zur regenerativen Energiegewinnung. Durch den Einsatz des neuen Steuerungskonzepts erzeugt die Anlage jährlich bis zu 100.000 kWh lokalen Ökostrom. „Auch wenn der Dürener Mühlenteich auf 2 Kubikmeter in der Sekunde ausgelegt ist, führte er in den vergangenen Jahren im Mittel nur etwas mehr als die Hälfte an Wasser. Durch die neue Wasserkraftanlage können wir auch bei geringerem Durchfluss effizient Energie erzeugen: Das Wasser hält das Rad in Bewegung, welches sich bei Volllast 3,5-mal pro Minute dreht und so den Generator antreibt, der die Bewegungsenergie in elektrischen Strom umwandelt. Insgesamt entstehen so aktuell knapp 500 kWh Strom pro Tag. Das reicht aus, um den Bedarf von rund 50 Haushalten zu decken“, erklärt Projektleiter Julius Klitscher.
Bei einer Feier an der Pleußmühle nahmen SWD-Geschäftsführerin Maria Creeten gemeinsam mit SWD-Vertriebsleiter Ingo Vosen, Projektleiter Julius Klitscher, der Vorsitzenden des SWD-Aufsichtsrats Verena Schloemer sowie Bürgermeister Frank Peter Ullrich das erneuerte Wasserrad jetzt offiziell in Betrieb.
Verena Schloemer betonte: „Mit der Wiederinbetriebnahme des Wasserrads an der Pleußmühle setzen wir ein deutliches Zeichen für den Erhalt unseres kulturellen Erbes und für nachhaltige Energie. Es ist inspirierend zu sehen, wie moderne Technik dazu beiträgt, historische Wahrzeichen mit zukunftsweisender Energiegewinnung zu verbinden.“
„Das Mühlrad an der Pleußmühle ist ein geschichtsträchtiges Wahrzeichen unserer Stadt. Als Symbol des Wandels verbindet es Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und setzt gleichzeitig ein Zeichen für nachhaltige Energiegewinnung. Wir freuen uns, dass das neue Wasserrad von nun an für weitere mindestens 30 Jahre saubere Energie für unsere Region liefert und so auch die folgenden Generationen davon profitieren“, sagt Bürgermeister Frank Peter Ullrich.
Dürener Wasserkraftnutzung mit Geschichte
Bereits im Mittelalter drehte sich das Rad an der Pleußmühle: Erste urkundliche Erwähnungen der Mühle gehen auf das Jahr 1261 . Dort kaufte der Prior des Klosters Ellen von dem Ritter Hermann von Bubenheim den vierten Teil der Einkünfte der Mühle am Holztor. 1784 wurde erstmals Werner Plüss (Pleuß) als Holzmüller erwähnt, später wird sein Sohn Laurenz Joseph Pleuß laut historischen Dokumenten von 1804 als Besitzer der Holzmühle, einer Mahl- und Ölmühle, genannt. So erhielt die ehemalige Mühle am Holztor ihren noch heute bekannten Namen Pleußmühle. „Die Pleußmühle wurde jahrhundertelang zum Getreidemahlen genutzt und stellt eines der ältesten bekannten Gewerbebetriebe der Stadt Düren dar. Im Laufe der Zeit ist sie mehrmals abgebrannt und wiederaufgebaut worden“, erklärt SWD-Geschäftsführerin Maria Creeten. Zuletzt wurde die Mühle beim großen Luftangriff auf Düren am 16. November 1944 komplett zerstört und es blieb nur eine Ruine. Nach dem Wiederaufbau 1950 nahm die Pleußmühle ihren Betrieb vorerst wieder auf und mahlte wieder Getreide. 1969 wurde der Betrieb dann aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt. „Es ist uns eine Ehre, dass mit dem neuen Wasserrad die Tradition der Wasserkraftnutzung an der Pleußmühle nun fortgeführt wird und ein wichtiges historisches Wahrzeichen unserer Stadt wieder im Einsatz ist“, so Creeten abschließend.
Über das Zuppinger-Wasserrad
Das Zuppinger-Wasserrad, benannt nach dem Schweizer Ingenieur Walter Zuppinger, wurde Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelt und gilt bis heute als Stand der Technik für Standorte mit hoher Wassermenge und geringer Fallhöhe. Zuppinger kombinierte die Vorteile früherer Konstruktionen wie des Poncelet- und Sagebien-Rades und schuf ein mittel- bis unterschlächtiges Rad mit gekrümmten Schaufeln, das sowohl hydrostatische als auch kinetische Energie effizient nutzt. Dank seiner besonderen Schaufelgeometrie – einer Kombination aus Evolvente und geradem Verlauf – erzielt das Zuppinger-Wasserrad auch bei wechselnden Wasserständen und Durchflussmengen Wirkungsgrade von bis zu 80″% und mehr. Seine robuste Bauweise, die hohe Leistungsausbeute sowie seine Eignung für ökologisch sensible Gewässer machen es heute wieder zunehmend attraktiv für die nachhaltige Nutzung von Kleinwasserkraft. Aktuelle Forschungsarbeiten zeigen zudem, dass durch gezielte Optimierungen der Wirkungsgrad um bis zu 5 Prozentpunkte und die Leistung um bis zu 30% gesteigert werden können.
Pressetext: Stadtwerke Düren GmbH (SWD)
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