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Neue digitale Ausstellung: „Gestohlene Heimat“ über Dürener Opfer des Nazi-Regimes

Nie wieder ist jetzt! Das nationalsozialistische Regime mag für viele Menschen lange in der Vergangenheit liegen, aber wer seinen Blick auf die aktuellen politischen Entwicklungen lenkt, dem wird der zunehmende Rechtsruck nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa bewusst. Deshalb liegt dem Team des Stadtmuseums die Projektarbeit mit Schülerinnen und Schülern der Dürener Schulen ganz besonders am Herzen.

Im August 2024 konnte im Rahmen der Kooperation zwischen dem Dürener Burgau-Gymnasium und dem Stadtmuseum Düren ein gemeinsames Projekt realisiert werden. Dieses wurde ermöglicht durch die finanzielle Unterstützung der Dürener RKP-Stiftung. Unmittelbar nach den Sommerferien besuchten neun Schülerinnen und Schüler dieser Dürener Schule das Stadtmuseum im Rahmen der schulischen Projekttage. Gemeinsam wurde drei Tage lang rund um das Thema Deportation Dürener Jüdinnen und Juden gearbeitet. Ziel war die Erstellung einer digitalen Ausstellung.

Die Schülerinnen und Schüler, die zwischen 17 und 18 Jahre alt sind, fanden sich in drei Gruppen zusammen, von denen jede einen anderen Aspekt jüdischer Schicksale aus Düren und Umgebung erarbeiten sollte. Die erste Gruppe befasste sich mit den Briefen von Helga Leiser, die im Juni 1939 im Alter von 13 Jahren von ihrer Familie im Rahmen der Kindertransporte ganz alleine nach Großbritannien geschickt wurde. Die zweite Schülergruppe beschäftigte sich mit den Schicksalen jüdischer Menschen aus der Gemeinde Nörvenich und erarbeitete am Beispiel der jungen Martha Haase die unglaubliche Flut an Vorschriften, Einschränkungen und Verboten, die jüdische Menschen ab 1933 zunehmend isolieren und ausgrenzen sollte und die schließlich in ihrer systematischen Ermordung gipfelte. Die dritte Gruppe der Burgau-Schülerinnen und Schüler las einen der wenigen Augenzeugenberichte, die über den Ablauf einer Deportation existieren. Das Besondere hier war, dass es über eine spezielle Zugfahrt in den Osten – im Dezember 1941 in das Ghetto in Riga – sowohl den Bericht einer jungen jüdischen Frau gibt, die aus Düsseldorf deportiert wurde, als auch den Bericht des befehlshabenden „NS-Transportführers“. Legt man diese beiden Dokumente nebeneinander, lässt sich dieses Ereignis sowohl aus Opfer- als auch aus Tätersicht nachvollziehen.

Am letzten Tag der Projektwoche konnte die Gruppe eine freie Journalistin, die auch häufig im WDR zu hören ist, im Stadtmuseum begrüßen. Gemeinsam mit dieser professionellen Sprecherin vertonten die Schülerinnen und Schüler ihre zuvor eigenständig formulierten Ergebnistexte sowie ausgewählte Originalquellen. Im Anschluss wurden die erarbeiteten Inhalte in eine neue digitale Ausstellung eingespeist, die anlässlich des Tags des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar 2025 veröffentlicht wird.

Neugierig geworden? Über diesen Link kann sich dann ganz bequem, kostenlos und so oft man möchte in die Ausstellungsinhalte vertiefen. Diese bestehen aus einer vielfältigen Mischung aus historischem Bildmaterial, Audio-Sequenzen, historischen Presseberichten sowie persönlichen Briefen, jeweils verbunden mit informativen Textbeiträgen.

Diese Erweiterung des digitalen Repertoires des Stadtmuseums Düren wurde dank der freundlichen Unterstützung der Dürener RKP-Stiftung möglich. Für die Zukunft sind weitere virtuelle Ausstellungen geplant.

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