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Obdach- und Wohnungslose in Düren: Ende einer Container-Lösung und Erfolge bei der Unterbringung

Fast fertig, die Unterkunft in der Rurstraße 99 (Foto: Frank Reiermann)

Auch in der Stadt Düren haben einige Menschen entweder gar keine Wohnung oder leben in Notunterkünften und anderen schwierigen Verhältnissen. Erstere gelten als obdachlos, die andere Gruppe als wohnungslos. Um diese Personen geht es in einem Handlungskonzept, das die Koalition Zukunft weiterentwickeln möchte, um noch bessere Hilfsangebote zu ermöglichen. Deshalb hat sie einen entsprechenden Antrag in den Ausschuss für Soziales, Wohnen und Inklusion gebracht, der sich am Mittwoch, 18. Juni damit beschäftigt.

Neustrukturierung 2018 und Trendwende seit 2020

Das Handlungskonzept entstand nach einer Umstrukturierung der Obdach- und Wohnungslosenhilfe im Jahr 2018. Damals wurde die Zuständigkeit vom Ordnungsamt auf das Sozialamt der Stadt Düren übertragen.

Bei den Zahlen der betroffenen Menschen gab es zwei Jahre später eine Trendwende. Von 2015 an war die Zahl der institutionell, also in den Notunterkünften untergebrachten Obdachlosen in Düren anstiegen und hatte im Corona-Jahr 2020 mit 122 Personen den Höchststand der letzten zehn Jahre erreicht. Anschließend sank die Zahl auf 26 Personen im Jahr 2024.

Wieviel Bedarf gibt es überhaupt?

Beim genaueren Blick auf die Zahlen stellt sich die Frage, wie viele Plätze für die obdach- und wohnungslosen Menschen überhaupt in Düren benötigt werden. Wenn im vergangenen Jahr insgesamt 26 Personen in der institutionellen Unterbringung waren, erscheinen die Unterkünfte zu groß dimensioniert. Die Antwort liegt wohl in der Unterschiedlichkeit der hilfsbedürftigen Menschen.

Unterkünfte für verschiedene Personengruppen

Die Stadt Düren verfügt über drei Immobilien, in denen obdach- und wohnungslose Menschen (vorübergehend) untergebracht werden können. Sie waren im vergangenen Winter zu 31,6% ausgelastet. Diese drei Unterbringungsmöglichkeiten sind jedoch verschiedenen Personengruppen zugeordnet.

Familien in Mariaweiler, Alleinerziehende und kinderlose Paare in Kölner Landstraße

In dem Haus Aldenhovener Straße 22 im Stadtteil Mariaweiler gibt es 53 Betten in zwölf Wohnungen, die im Herbst 2021 renoviert wurden und vor allem für Familien vorgesehen sind. Das ehemalige Hotel „Zum Nachtwächter“ in der Kölner Landstraße verfügt über 32 Betten in Zwei- und Dreibettzimmern, die vor allem für unproblematische Einzelpersonen, Alleinerziehende und kinderlose Paare genutzt werden.

Container-Lösung für „Systemsprenger“ in der Rurstraße soll nach sieben Jahren enden

Im Mittelpunkt stand aber zuletzt vor allem die Einrichtung in der Rurstraße 99. Nach der Neustrukturierung in der Verwaltung 2018 wurden dort große Mängel am Brandschutz und dem hygienischen Zustand festgestellt. Die Bewohner wurden zunächst in die Meckerstraße gebracht. Dann wurden in der Rurstraße direkt neben dem Gebäude elf Wohncontainer mit jeweils zwei Betten aufgestellt. In den vergangenen beiden Jahren gab es dann nach langer Wartezeit eine Kernsanierung des Gebäudes. Anfang August sollen die dortigen 36 Plätze wieder genutzt werden, womit die Container-Lösung nach sieben Jahren beendet wird. Die Unterkunft ist vor allem für sogenannte „Systemsprenger“ vorgesehen, also männliche Einzelpersonen mit psychischen Problemen und Drogenabhängigkeit.

Zerstörte Briefkästen an den Wohncontainern lassen vermuten, wie groß die Probleme der Menschen hier sind. Ist doch der Briefkasten das, was ein geordnetes Leben von Obdachlosigkeit unterscheidet.

Notschlafstelle von In Via für alleinstehende Personen

Neben den drei städtischen Immobilien gibt es noch eine Notschlafstelle des Vereins In Via in der Dechant-Bohnekamp-Straße. Auch hier gab es 2023 bauliche Probleme, die einen vorübergehenden Umzug nach Merken erforderlich machten. Die Notschlafstelle verfügt über maximal 33 Plätze für alleinstehende Personen, die vom Sozialamt oder der Polizei dorthin verwiesen werden.

Streetworker helfen erfolgreich bei der Vermittlung

Das Sozialamt nutzt laut Handlungskonzept neben zwei festangestellten Mitarbeitern die Unterstützung durch zwei Streetworker. Die Streetworker sind in regelmäßigem Kontakt mit den Obdach- und Wohnungslosen. Sie helfen ihnen bei der Vermittlung von Wohnraum sowie bei Behördengängen und dem Kontakt zu medizinischen Angeboten. Außerdem bieten sie im Winter Zelte an.

Durch die neue Unterstützung wurden seit Oktober 2022 nach Angaben der Stadt 521 Personen in angemessenen Wohnraum vermittelt, mehr als die Hälfte davon (289) im Jahr 2023. Die Mitteilungsvorlage nennt außerdem Informationen zu bestimmten Personengruppen. So wurden 2025 rund 40 junge Menschen mit ungeklärter Wohnungssituation begleitet. Der Anteil von wohnungs- und obdachlosen Frauen wird auf 10% geschätzt und ist damit geringer als die Zahl der Männer, jedoch sind die Frauen gefährdeter in Bezug auf mögliche Übergriffe.

Menschen, die solche Hilfsangebote nicht annehmen, geben verschiedene Gründe dafür an. Sie befürchten Verpflichtungen, zum Beispiel durch das Verbot von Drogen und Alkohol, oder finden Mehrbettzimmer und die Kontrolle durch einen Sicherheitsdienst unangenehm. Auch Hundehalter sehen Probleme, weil sie die Tiere nicht mit in die Unterkunft nehmen dürfen.

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