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Cum-Ex Papers: Ein Wirtschaftsthriller im Haus der Stadt

VeranstaltungsfotoAnja Beutler


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Die Cum-Ex-Geschäfte sind, wie auch die Panama und die Paradise Papers, Beispiele für Steuer- und Wirtschaftsskandale der jüngeren Vergangenheit. Investoren und Banken bereichern sich auf Kosten des Sozialwesens und Geld akkumuliert bei denen, die schon viel haben. 

Düren Kultur präsentiert am 22.11.2023, um 20:00 Uhr, das hochaktuelle Theaterstück „Cum-Ex Papers“ im Theater Düren im Haus der Stadt. Der Regisseur ist persönlich anwesend und hält einen ca. 20-minütigen Einführungsvortrag, der um 19:30 Uhr beginnt.

Die Steuertricks scheinen keine Einzelfälle zu sein, sondern sind entschlüsselte Symptome eines kranken Systems. Die Aufklärung über die Machenschaften ist dank einiger investigativer Journalisten und Journalistinnen recht weit gediehen, jedoch versandet die rechtliche Verfolgung der internationalen Profiteure spätestens an den nationalen Grenzen. Neben der rechtlichen Aufarbeitung liegt auch das inhaltliche Verständnis dieser globalen Parallelgesellschaft brach. Wieso sind immer neue Modelle des Betrugs zu finden und warum liegt die Strafverfolgung in ihren Mitteln so weit hinter den Möglichkeiten der Investoren „
Zwei Journalistinnen, Alexandra Rojkov und Franziska Bulban, werden im Auftrag der Produktion recherchieren, um das Verstehen dieses Systems, das beinahe staatlich geduldet erscheint, zu fördern. Sie suchen weniger nach der investigativen Sensation, als dass sie fragen, mit welchen inneren und äußeren Rechtfertigungen Steuergelder in Milliardenhöhe hinterzogen werden können. Ziel ist es, neue Perspektiven auf ein gesellschaftliches Phänomen zu gewinnen, welches einer ganz eigenen Narration zu folgen scheint. Ist das entfesselte Finanzwesen das Resultat eines postmodernen Hyperindivualismus, der sein „Anything goes“ auf alle Lebensbereiche ausweitet und damit jede Verantwortung negiert“
Die CUM-EX-PAPERS erzeugen mit den genretypischen Elementen eines Wirtschaftsthrillers einen dramaturgischen Sog. Doch die Gewissheiten der bekannten Erzählmuster verschwimmen zusehends. Was ist echt“ Wen trifft die Schuld“ Wie konnte das überhaupt passieren“ In einer interdisziplinären und multimedialen Performance weitet das Projekt die Wahrnehmung eines Problems, indem sie die Machenschaften nicht als abgeschlossenen Krimi, sondern als systemimmanente Strukturen entlarvt.

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Über die Inszenierung
Die Inszenierung erzählt auf Grundlage der Rechercheergebnisse zu den Cum-Ex-Geschäften einen Wirtschaftsthriller über die Parallelgesellschaft eines entfesselten Finanzwesens. 
Verfremdet durch eine multimediale und interdisziplinäre Ästhetik bedienen wir uns den Gesetzen des Krimigenres, um die Frage zu stellen, welche gesellschaftliche Narration es ermöglicht, dass immer neue Lücken im Steuersystem gefunden werden, ohne einen wirklichen Aufschrei zu erregen. Die Schuldfrage scheint bezeichnenderweise kaum eine zu sein. Es wird lediglich gefragt: Wie war das möglich“ 
Wir engagieren zwei Journalistinnen, die neue Perspektiven auf die Rechtfertigungsstrategien und die politischen Rahmenbedingungen dieser Deals schaffen. Wir setzen mit dieser innovativen Form der Autorenschaft auf ein Projekt, das über die Aufführung hinaus geht, indem es neues Wissen für die Öffentlichkeit generiert und gleichzeitig Material für unsere Textfassung liefert. Unser Anliegen ist dabei in zweierlei Hinsicht politisch motiviert: Wir möchten erstens verhindern, dass die Aufarbeitung der Cum-Ex-Geschäfte versandet, zweitens verstehen wir die Partnerschaft zwischen Kunst und Journalismus als Bekenntnis zur Presse- und Meinungsfreiheit.

Darsteller*innen und Stab
Es spielen: Ruth Marie Kröger, Jonas Anders und Günter Schaupp
Recherche und Text: Franziska Bulban und Alexandra Rojkov
Regie: Helge Schmidt
Choreographie: Jonas Woltemate
Ausstattung: LANIKA (Lani Tran-Duc, Anika Marquardt)
Video: Johanna Seitz
Musik: Frieder Hepting
Licht: Sönke C. Herm
Produktionsleitung: Zwei Eulen
Produktionsassistenz: Laura Uhlig

Über den Regisseur
Helge Schmidt wurde 1983 in Schwerin geboren und studierte in München Theaterwissenschaft, Psychologie und Neuere deutsche Literatur. Während seines Studiums sammelt er erste Regieerfahrungen an der Studiobühne der Ludwig-Maximilians-Universität. Anschließend war er als Regieassistent am Thalia Theater Hamburg tätig. In der Spielzeit 2013/14 inszeniert er dort Rum und Wodka von Conor McPherson in der Spielstätte Nachtasyl, im folgenden Jahr entwickelte und inszenierte er Vom Lagerfeuer zum Weltenbrand, ein Projekt, das sich in Form eines szenischen Konzertes der Zeit vor dem ersten Weltkrieg widmet.
Seit der Spielzeit 2014/15 arbeitet Helge Schmidt als freier Regisseur. Es entstehen Kafka ist traurig, die Uraufführung von Lena Bireschs gentrifiction und seine Interpretation von Horváths Glaube Liebe Hoffnung gemeinsam mit dem Choreografen Jonas Woltemate am Lichthof Theater Hamburg. Seine Produktion Weltverbesserungstheater am Theater Erlangen wurde in der Kritikerumfrage der Deutschen Bühne als herausragende Inszenierung der Spielzeit 2017/18 nominiert.
Helge Schmidt ist sowohl in der freien Szene als auch am Stadttheater aktiv. Seine Arbeiten wurden mehrfach zu Festivals eingeladen.

Förderer
Gefördert durch die Freie und Hansestadt Hamburg, Behörde für Kultur und Medien und den Fonds Darstellende Künste, die Ilse und Dr. Horst Rusch-Stiftung sowie durch das Netzwerk Freier Theater.