Düren. Am Internationalen Gedenktag an die Opfer des Holocaust und unweit des Platzes, an dem bis zu ihrer Zerstörung im Jahr 1938 die Synagoge in Gürzenich stand, wurde jetzt eine Bronzetafel zum Gedenken an den früheren Vorbeter der jüdischen Gemeinde, Abraham Kamp, enthüllt. Initiiert hatten die Aktion der DGB-Kreisverband Düren-Jülich und die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE) Ortsgruppe Düren. Die Gedenktafel ist an einem eigens hierfür aufgestellten Findling an der Ecke Schillingsstraße/Steinmaar angebracht.
Ralf Woelk, Regionsgeschäftsführer des DGB, forderte vor den zahlreichenden Anwesenden in seiner Ansprache, dass es keinen Schlussstrich geben darf und das Erinnern wachgehalten werden müsse. „Niemals wieder!“, rief Woelk dazu auf, auch weiterhin an der Erinnerungskultur festzuhalten. Ulrich Titz von der IGBCE Ortsgruppe Düren ergänzte, dass das Lebendighalten eines geschichtlichen Bewusstseins eine Aufgabe der Gegenwart und der Zukunft sei. Dies sei man auch den Ermordeten schuldig. „Denken Sie daran auch bei den kommenden Kommunalwahlen!“, so Titz.
Bürgermeister Paul Larue dankte nach der offiziellen Enthüllung insbesondere den anwesenden Mitgliedern der Familie Kamp für ihren Besuch in Düren. Einige waren eigens aus Israel angereist. „Sie zeigen damit Ihre Verbundenheit mit der Stadt, in der ihre Vorfahren gelebt haben und in der sie so Furchtbares erleben mussten. Für diese starke Geste der Versöhnung und des Vertrauens gebührt Ihnen unser aller Dank und Respekt!“, sagte Paul Larue.
Abraham Kamp war Vorbeter der Gürzenicher Synagogengemeinde und führte an „Kamps Eck“ in Gürzenich einen Viehhandel sowie einen Haushaltswarenladen. Im Jahr 1938 emigrierten er, seine Ehefrau Rosalie und die Tochter Herta in die Niederlande, von wo sie 1943 in das Vernichtungslager Sobibor in Polen deportiert wurden. Dort sind Abraham Kamp und seine Ehefrau Rosalie im Juli 1943 ermordet worden; Tochter Herta starb in Auschwitz. Als einziger überlebte Sohn Erich den Holocaust. Er verließ fluchtartig 1938 seine Heimat Gürzenich, nur mit einem Rucksack und drei Erinnerungsbildern bepackt, und ging über die Grenze in die Niederlande. Von dort fuhr er mit einem Schiff nach Palästina, wo er sich in der Nähe von Tel Aviv niederließ. Erst 1958 kam Erich Kamp zu einem Besuch zurück in die frühere Heimat. Viele Verwandte seines Vaters Abraham Kamp sind in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten umgekommen. Für den Enkel von Abraham Kamp, Michael Kamp, sowie die Familie ist es nach eigenem Bekunden wichtig, das Gedächtnis an das Schicksal ihrer Großeltern und Eltern wachzuhalten. Deshalb haben sie sich auch über die Initiative, eine Gedenktafel zur Erinnerung an Abraham Kamp am früheren „Kamps Eck“ anzubringen, sehr gefreut.
Finanziell unterstützt wurde die Aktion vom Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen sowie von der RWE Power AG – Tagebau Hambach, die den Findling zur Verfügung gestellt hat. Der Dürener Service Betrieb (DSB) sorgt zukünftig für die Pflege des Platzes.