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Ein Tucholsky Abend als Geschenk

Vor dem Hintergrund einem stark vergrößerten Druck eines Werkes von George Grosz brachten Barbara Kleyboldt und Rüdiger Trappmann vom Roto Theater dem Publikum das Leben, die Zeit und das Werk Tucholskys ganz nah. Foto: Stadt Düren


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Düren. Das war ein einmalig schönes Geburtstagsgeschenk, nicht nur für den Theatermann mit Leib und Seele, Manfred Schnabel, der mit diesem „Tucholsky Abend“ in seinen 92. Geburtstag hineinfeierte, nein, auch alle anderen Gäste im Haus der Stadt wurden reich beschenkt. Bei freiem Eintritt erlebten sie einen ganz besonderen Abend mit Barbara Kleyboldt & Rüdiger Trappmann vom Roto Theater Dortmund, das sich auf Literaturabende spezialisiert hat. Barbara Kleyboldt sprach und sang Tucholsky-Texte, Rüdiger Trappmann verband sie mit biografischen Informationen über den Ausnahme-Schriftsteller, fesselnd und spannend vorgetragen.

Kurt Tucholsky ist der Lieblingsautor von Manfred Schnabel, dem die Erna-Schiefenbusch-Gesellschaft mit diesem Theaterabend Dank sagen wollte. „Manfred Schnabels Leben war dem Theater gewidmet, und auch das Dürener Theater und die Erna-Schiefenbusch-Gesellschaft hat er immer unterstützt“, sagte Vorsitzender Peter Baur in seiner Begrüßungsrede. 

Die Auswahl der Texte war sehr vielfältig, Ausschnitte aus dem Roman „Gripsholm“, eine ganze Bandbreite von Gedichten. Barbara Kleyboldt gab den Tucholsky-Worten – je nach Inhalt – mal leidenschaftlich, mal verhalten, eine Stimme, die alle mitriss. „Das Feuer nicht auslöschen lassen, nie!“ So wie sie diesen Satz von der kleinen Bühne herab rief, vergisst man ihn so schnell nicht. Das Publikum, berührt und mitgerissen, hatte keine Chance als stumme, teilnahmslose Zuhörerschaft zu verharren, sondern wurde  -ganz im Sinne Tucholskys –  zum Nachdenken herausgefordert. Und erschrak bisweilen über die Aktualität der ausgewählten Tucholsky-Texte. „Da hat sich nicht viel geändert“, stellte eine Zuhörerin fest. 

Die ruhige Stimme von Rüdiger Trappmann brachte den Ausgleich, den der Abend brauchte. Die Formulierungen, in denen Tucholskys Leben und Schaffen beschrieben wurden, waren poetisch und auf den Punkt gebracht: „Tucholsky konnte den Untergang der Demokratie nur noch illuminieren, aufzuhalten war er nicht mehr“, sagte er über den Dichter, der aus dem Ersten Weltkrieg als überzeugter Pazifist zurückkam und während der „Goldenen Zwanziger Jahre“ ein unbequemer Mahner blieb, der die kommende Katastrophe voraussah.