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„Mehr als Pommes und Pralinen – Belgische Spuren in Düren“ – jetzt auch digital

Ansichtskarte der Edith-Cavell-Kaserne Düren

Foto: Sammlung Josef Brauweiler


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Fast vierzig Jahre lebten sie in unserer Stadt, nahmen Anteil am öffentlichen Leben und hinterließen so manche Spur, die bis heute sichtbar ist. Trotzdem wissen viele Dürenerinnen und Dürener – gerade die jüngere Generation – kaum noch etwas über die „belgische Zeit“ von Düren.

Wir schreiben das Jahr 1945. Der Zweite Weltkrieg ist verloren und Deutschland ist in vier Besatzungszonen geteilt. Düren liegt im britischen Gebiet. Die Alliierten „von der Insel“ setzen dort nicht nur ihre eigenen Truppen ein, sondern bedienen sich auch der Streitkräfte verbündeter Staaten. Auf diese Weise kommen kanadische, polnische, dänische, norwegische und belgische Soldaten in die britische Zone. 1946 ziehen sich die britischen Truppen vollständig aus dem Rheinland zurück – ihre Ablöse bilden Einheiten der belgischen Armee. Die sogenannte belgische Besatzungszone – ein rund 80 km breiter und fast 300 km langer Korridor im Süden des späteren Nordrhein-Westfalens – ist geboren. Nachfolgend werden in über 20 deutschen Städten belgische Garnisonen eingerichtet. Die Briten behalten dennoch das Oberkommando über das nun von Belgiern kontrollierte Gebiet.

Anfang der 1950er Jahre kommen die ersten belgischen Soldaten nach Düren. Die Verbindung zwischen Burgauer Wald und Kasernengelände wird von ihnen als Panzerstraße genutzt, die Drover Heide bei Stockheim als Truppenübungsplatz. In den folgenden Jahren treffen weitere Einheiten der Belgier in Düren ein. Zeitweise ist Düren, mit seinen rund 6.000 Belgier*innen (davon etwa 3.000 Soldaten) die größte belgische Garnison in der Bundesrepublik Deutschland. Auch in Belgien selbst gibt es keine größere Einrichtung dieser Art. Viele der Militärangehörigen holen ihre Familien nach. Bei einer Volkszählung im März 1956 leben bereits 986 Zivilangehörige der belgischen Garnison in Düren. Vier Jahre später sind es 2.202.

Das „belgische Düren“ ist eine Welt für sich. Die gut ausgebaute Infrastruktur ermöglicht es den Soldaten und ihren Familien theoretisch, jahrelang in der Stadt zu leben, aber nie in direkten Kontakt mit der deutschen Bevölkerung zu kommen. Doch Theorie und Praxis sind bekanntlich verschiedene Dinge: Spätestens Ende der 1950er Jahre nimmt die Dürener Bevölkerung stetig regeren Anteil an den belgischen Veranstaltungen. Sie und die Belgier*innen haben sich zu diesem Zeitpunkt längst angenähert. Die Belgier*innen schotten sich trotz ihrer gut ausgebauten Infrastruktur nicht ab, sie nehmen aktiv teil am öffentlichen Leben in Düren, besuchen Veranstaltungen, treten Vereinen bei, feiern Karneval. Sogar Ehen werden – trotz Verboten und Vorurteilen auf beiden Seiten – geschlossen und noch heute leben zahlreiche Belgier*innen in Düren und Umgebung, obwohl der größte Teil die Stadt zwischen 1975 und 1979 verlassen hat. Die letzten belgischen Soldaten ziehen in den 1990er Jahre offiziell aus Düren ab. Für die hier Verbliebenen, ebenso wie für viele andere inzwischen wieder in Belgien Lebende, ist die Stadt an der Rur zur zweiten Heimat geworden. Sie – und auch viele Dürener*innen – erinnern sich gerne an ihre Zeit hier zurück. Aus ehemaligen Besatzern und Besetzten sind Freunde geworden.

Wer es bislang nicht geschafft hat, sich die „analoge“ Präsentation „In Düren zu Hause – Migrationsgeschichte(n) und kulturelle Vielfalt“ im Stadtmuseum Düren anzuschauen, die sich u. a. mit der sogenannten „belgischen Zeit“ Dürens beschäftigt, oder sich noch intensiver mit diesem Thema auseinandersetzen möchte, kann dies nun ganz einfach von zu Hause oder unterwegs aus tun! Seit September ist die digitale Ausstellung „Mehr als Pommes und Pralinen – Belgische Spuren in Düren“, die mit Hilfe von DDBstudio, einem Ausstellungswerkzeug der Deutschen Digitalen Bibliothek erstellt wurde, online verfügbar. Über www.stadtmuseumdueren.de gelangt man zum entsprechenden Link und kann sich dann ganz bequem, kostenlos und so oft man möchte in die Ausstellungsinhalte vertiefen. Diese bestehen aus einer vielfältigen Mischung aus historischem Bildmaterial, Audio- und Filmsequenzen, historischen Presseberichten sowie Statements verschiedener Zeitzeugen, jeweils verbunden mit informativen Textbeiträgen.

Diese Erweiterung des digitalen Repertoires des Stadtmuseums Düren wurde dank der freundlichen Unterstützung der Dürener RKP-Stiftung möglich. Für die Zukunft sind weitere virtuelle Ausstellungen geplant.