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Kirchenmusiker Mariusz Cierplikowski: „Und ich war einfach im Himmel“

Mariusz Cierplikowski

In Düren fanden Mariusz Cierplikowski und seine Ehefrau 1987 eine neue Heimat. Der Organist und Chorleiter wird Ostersonntag das letzte Mal in St. Anna die Messe begleiten – ab April ist er im Ruhestand.


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Wenn Mariusz Cierplikowski die Töne der Musik in menschliche Sprache übersetzen und alle Ausdruckskraft in ein Wort legen könnte, so wäre es: Danke! „Danke für das Leben, für die Familie, für die Begegnungen, die Erfahrungen, für die Chöre und die Treue“, wandte sich der Kantor zum Abschluss seines Orgelkonzerts in der Annakirche in einer kurzen, emotionalen Ansprache an die Zuhörer. Nach 37 Jahren als Organist und Chorleiter in Düren ist er Ende des Monats in den Ruhestand gegangen. Das Abschlusskonzert in St. Anna war jedoch nicht sein letzter Einsatz: Auch während der Messe am Ostersonntag saß er noch am Spieltisch der Metzler-Orgel. Es war auch der letzte Auftritt des von ihm gegründeten und geleiteten Chors „Gaudete“.

„Ich möchte eine Pause einlegen“, sagt Mariusz Cierplikowski, der zugleich aber durchblicken lässt, dass die Musik auch im Ruhestand weiterhin eine große Rolle in seinem Leben spielen wird. Zuhause hat er – für Übungszwecke – eine kleine Orgel, aber eine weitere Leidenschaft gilt Synthesizern. „Ich werde wohl noch Orgelkonzerte geben, aber auch mit anderen Menschen neue Projekte starten“, sagt er. Es ist kein Geheimnis, dass die Synthesizer etwas damit zu tun haben. „Ich habe mich total in den Klang verknallt“, schwärmt der Organist. Meditative Musik, fantastische Affirmationen, kosmische Musik-Improvisationen zu Texten – schon in der Vergangenheit hat Cierplikowski experimentiert und beispielsweise mit Autor Günther Krieger musikalische Lesungen veranstaltet. Meditationen, Musik für Seelentherapie oder Musiktherapie – ganz gleich, welches Wort dafür benutzt wird, Musik habe die Fähigkeit, Körper und Seele zu heilen, sagt er.

Auch wenn sich neue (musikalische) Wege auftun: „Ich werde weiter Bach spielen, selbst wenn ich sterbe“, sagt der Organist augenzwinkernd. „Vielleicht ist dieses Instrument aktuell nicht so in der Mode, aber die Orgel ist und bleibt die Königin der Instrumente. Es ist der Wunsch Christi, so ein Instrument im Haus zu haben“, zitiert er Mozart. Erklären, welche Faszination der Orgelklang auf Menschen ausübe, könne er nicht. „Es gibt Dinge, die kann man nicht erklären. Aber die treffen ins Ziel.“ Schon ganz früh hat sich die Orgel einen festen Platz im Herzen des späteren Kantors gesichert.

„Als Kind war ich in der Kirche, der Organist spielte etwas nach der Messe. Und ich war einfach im Himmel, habe Gänsehaut bekommen“, blickt er auf seine Kindheit in Polen zurück. Dann war lange Pause, bis durch Zufall ein Organist die Familie besuchte und Mariusz Klavierunterricht erhielt – und auch an der Orgel übte. „Nach einem halben Jahr durfte ich mit Orchester und Chor in der Christmette spielen. Die ersten Töne der Orgel haben mich in Ekstase versetzt. Ich wollte nichts anderes mehr im Leben machen“, berichtet er. Seine musikalische Ausbildung begann an der staatlichen Musikschule in Pabianice, die er 1980 mit einem Diplom mit Auszeichnung abschloss. Von 1980 bis 1984 studierte er in der Akademie von Danzig und meisterte sein Examen als Konzertorganist ebenfalls mit Auszeichnung. Er war als Orgellehrer tätig und gab Konzerte als Solist und Kammermusiker in Polen und im Ausland. 1987 siedelte er mit seiner Frau Marie, ebenfalls einer diplomierten Konzertorganistin, nach Deutschland über und fand in Düren eine zweite Heimat.

1988 startete er als Organist und Chorleiter in St. Marien, zwischen 1991 und 1994 studierte er katholische Kirchenmusik in Aachen. Seit 1994 war er Kantor an St. Marien und seit 2010 an St. Bonifatius – und später in der GdG St. Lukas. Neben Konzerten in Deutschland organisierte er die Mittwochskonzerte in Düren, begleitete Karnevals- und Silvesterkonzerte und stand auch der polnischen Gemeinde als Organist zur Verfügung.

„Kantor zu sein ist viel Arbeit und manchmal auch stressig. Aber so ist das, ich habe das freiwillig gewählt“, blickt er zurück. Getragen habe ihn immer die Liebe zur Musik. „Das ist wie eine positive Droge, die Orgelmusik ist meine Luft zum Atmen“, sagt er. Für die Gläubigen in St. Lukas und Freunde der Orgelmusik freut er sich, dass mit Kantor Max Deisenroth ein „fantastischer Organist“ am Spieltisch sitzt. Cierplikowski: „Ich wünsche der Gemeinde, dass er lange Zeit bleibt.“ Selbst will Mariusz Cierplikowski in den kommenden Monaten wieder mehr auf Reisen gehen und seine Familie in Polen besuchen. Er hat zwei Brüder und eine Schwester. Wie gesagt: Leben ist Begegnung.