Düren. „We, the six million“, so heißt es in einem Gedicht von Davin Schönberger, dem letzten Rabbiner der Aachener Synagogengemeinde in den 30er Jahren. Diese Gedichtzeile gab der Wanderausstellung über das jüdische Leben vor und nach der Reichspogromnacht im westlichen Rheinland den Titel. Erarbeitet wurde die Ausstellung von Studierenden und Lehrenden der RWTH Aachen. Bis zum 14. Februar 2020 ist sie erstmalig im Dürener Raum am Burgau-Gymnasium zu sehen. Für die Öffentlichkeit zugänglich ist die Ausstellung am 10. Februar, von 13.30 bis 15.30 Uhr. Um eine Voranmeldung unter folgender Mailadresse wird gebeten: jschmitz@burgaugymnasium.de.
Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums führen durch die Ausstellung, die einigen der sechs Millionen in der NS-Zeit ermordeten Juden eine Stimme und ein Gesicht gibt. In der Wanderausstellung, die sechs Grundthemen aufgreift, steht nicht das große Allgemeine im Zentrum, sondern das besondere Schicksal Einzelner. Das macht betroffen und fordert zur Auseinandersetzung mit dem Thema heraus.
Betroffen machte bei Ausstellungseröffnung auch der Vortrag des ganzen Gedichtes von Davon Schönberger durch drei Schülerinnen, die anschließende eigene Gedanken dazu formulierten: „Das Gedicht hat uns berührt, weil es den Opfern eine Stimme gibt.“, sagte eine, „Und es ist ein Appell, nicht zu vergessen!“, meinte die zweite. „Es ist eine Chance, sich für das Thema zu sensibilisieren“, schloss die dritte Schülerin.
Grundlage für die Wanderausstellung bilden die Quellen aus den sogenannten Entschädigungsakten, erläuterte Lehrerin Jennifer Schmitz, die gemeinsam mit Lehrer Benjamin Gülden die Ausstellung begleitet in Kooperation mit Sabine Kieven, der Integrationsbeauftragten der Stadt Düren. Auf der Basis dieser Akten wurden die Lebensläufe rekonstruiert, die in der Ausstellung erfahrbar gemacht werden, das Leben vor dem Nationalsozialismus, während und nach der NS-Zeit. Ihn habe besonders erschüttert, dass das Leid vieler nicht mit dem Krieg zu Ende war, sondern weiterging, meinte Prinz Albert-Henri de Merode, Schirmherr der Ausstellung.
„Es ist wichtig, dass solch historische Themen, die leider auf erschreckende Weise eine hohe Aktualität haben, von Schülerinnen und Schülern aufgearbeitet werden.“, sagte Bürgermeister Paul Larue. „Gut machen, können wir nicht mehr, was geschehen ist. Was wir können, ist zu erinnern und herauszufinden: was sagt uns das für heute? Man muss sich heute kraftvoll einmischen!“
Die Wanderausstellung ist darauf ausgerichtet, sich mit jeder Station weiterzuentwickeln. So wird sie auch im Burgau-Gymnasium als Anstoß für Gespräche und Projekte eingesetzt mit dem Ziel, dass vielleicht Dürener Schülerinnen und Schüler ein Einzelschicksal aus der Region aufgreifen, für die Ausstellung erforschen und zugänglich machen.