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Archivschatz des Monats Dezember 2020

Vitrine mit Dokumenten zu den Schulchroniken 1946Stadt- und Kreisarchiv


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Düren.  1946 beginnt in der völlig zerstörten Stadt Düren die Enttrümmerung und der Wiederaufbau. Alle hoffen auf eine bessere Zukunft. Auch der Schulbetrieb, der seit dem 11. September 1944 ruht, wird allmählich wiederaufgenommen.

Am 15. November 1946 erscheint im Amtlichen Mitteilungsblatt für den Kreis Düren ein Aufruf des Stadt- und Kreisarchivs zur Einsendung von Erlebnisberichten aus der Kriegszeit. Infolgedessen erlässt der Kreisschulrat Hans Hilger ein Rundschreiben an die Schulleiter des Kreises mit der Bitte, Schulchroniken zu verfassen und an das Stadtarchiv weiterzuleiten. 47 Schulen von 84 im Kreisgebiet kommen der Aufforderung nach. 
Die Berichte stellen viele Aspekte des Lebens – während und nach dem Zweiten Weltkrieg – in den jeweiligen Orten dar. Das Stadt- und Kreisarchiv Düren stellt diese Dokumente im Bestand „Schulchroniken“ (Findbuch FB 66) interessierten Bürgern zur Verfügung.  

Der damalige Stadtarchivar Josef Geuenich (1943 – 1972) hatte die enorme Bedeutung einer Dokumentensammlung zum Zeitgeschehen erkannt und äußerte sich diesbezüglich im Verwaltungsbericht von 1946/1947: 
„Ebenso wichtig – wohl noch vordringlicher – als die Erhaltung der alten Archivbestände, ist die Sammlung der Dokumente zum Zeitgeschehen. 
Wenn nun bis heute – nachdem schon 2 Jahre verflossen sind – nicht ein einziger Bericht, auch kein Jahresbericht, im Archiv niedergelegt worden ist, ist dies bedauerlich. Die spätere Zeit wird die jetzige mit Recht anklagen.“

Dieses 74 Jahre alte Zitat ist heute aktueller denn je – in einer Zeit, in der die Folgen einer Pandemie in gesellschaftliche und wirtschaftliche Gefüge massiv eingreifen.
Das Bewusstsein für Zeitgeschichte hat eine Renaissance erlebt – ebenso Archive, die nun als Gedächtnis der Gesellschaft wahrgenommen werden und das Klischee des „verstaubten Aktenarchivs“ ablegen.
Damals wie heute werden die Bürger zur Aufzeichnung ihrer aktuellen Erlebnisse aufgerufen, um diese dem Archiv zu übergeben und zu einer „späteren Geschichtsschreibung beizutragen“, wie der Oberstadtdirektor von Düren es 1946 ausdrückte.