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WVER: Wasserverband baut Retentionsbodenfilter an der L23 bei Verlautenheide


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Das Abwasser der Ortslage Aachen-Verlautenheide wird über einen Kanal zur Kläranlage Eilendorf geleitet. Dabei handelt es sich um einen Mischwasserkanal, der auch Regenwasser aufnimmt. Bei starken Niederschlägen kann es dazu kommen, dass zu viel Mischwasser in Richtung Kläranlage abgeleitet werden muss. Dies ist der Fall, wenn die Wasserführung mehr als 37 Liter in der Sekunde beträgt. Dann wird das überschüssige Mischwasser in das bestehende Regenüberlaufbecken (RÜB) „Am Keilbusch“ geleitet und dort zurückgehalten. Dieses Becken ist ein langestrecktes, unterirdisches Betonbecken mit einem Volumen von 1.224 Kubikmetern.

Ist auch dieses Becken gefüllt, darf es in das Gewässer Haarener Hof abschlagen. Zwar ist der Abwasseranteil durch das Regenwasser stark verdünnt und es setzen sich Stoffe auch in dem RÜB ab, aber trotzdem handelt es sich bei dem Überlauf um verdünntes Abwasser.

Der Haarener Hof fließt in seinem Verlauf unterhalb der Einleitstelle des RÜB unter anderem auch durch ein Gebiet der Wasserschutzzone II, bevor er in das Gewässer Grenzsiefen mündet. Aus Gründen des Gewässer- und Grundwasserschutzes ist dieser Zustand langfristig nicht mehr zulässig. Deswegen muss das Abschlagswasser aus dem Regenüberlaufbecken umgeleitet und weitergehend gereinigt werden.

Dazu wird auf einer Wiese am Wanderparkplatz mit der Schutzhütte Tanjas Hütte auf dem Gebiet der Stadt Aachen ein so genannter Retentionsbodenfilter errichtet. Es handelt sich dabei um ein Erdbecken mit einer Fläche von 2.280 Quadratmetern und einem Volumen von 5.750 Kubikmetern. Im Becken befindet sich Filtersand, der mit Schilfpflanzen besetzt wird (es sieht in etwa aus wie ein Reisfeld). Durch die Filterschicht werden Verschmutzungen zurückgehalten. Außerdem siedeln sich dort Mikroorganismen an, die das Abwasser zusätzlich reinigen.

Das Abschlagswasser des Regenüberlaufbeckens wird nun aufgefangen und durch eine ca. 500 Meter lange Abschlagsleitung in den Retentionsbodenfilter umgeleitet, sodass es nicht mehr in den Haarener Hof gelangt. Es wird in den Bodenfilter geführt und dort, wie beschrieben, weitergehend gereinigt. Am Auslauf des Retentionsbodenfilters werden eventuell verbliebene Keime noch durch eine UV-Bestrahlung abgetötet. Danach wird das Wasser über eine Leitung in das Gewässer Grenzsiefen hinter die Wasserschutzzone II eingeleitet.

Durch den zusätzlichen Rückhalteraum des Retentionsbodenfilters wird auch eine Drosselung des Abschlags in das Einleitgewässer erreicht. Konnten bisher aus dem RÜB bis zu 3.438 Liter in der Sekunde schwallartig in den Haarener Hof schießen, wird der Ablauf aus dem Retentionsbodenfilter nun auf höchstens 86 Liter pro Sekunde begrenzt. Dadurch wird auch die hydraulische Belastung des Grenzsiefen als neuem Einleitgewässer verringert, die sich ansonsten schädlich auf die Gewässerökologie und besonders auf kleine Gewässerlebewesen auswirkte. Diese werden bei starken, schwallartigen Einleitungen weitgehend verdriftet.

Die Abschlagsleitung vom Regenüberlaufbecken zum Retentionsbodenfilter unterquert im unterirdischen Vortrieb dabei die Autobahn A 44. Im Anschluss wird sie entlang der L 23 unter dem Fahrradweg bis zum Parkplatz an Tanjas Hütte geführt. Aus Platzgründen muss dazu auch der Straßenkörper in Anspruch genommen werden, sodass es einen einspurigen Wechselverkehr mit Ampelschaltung geben wird.

Während der Bauzeit wird die Zufahrt zum städtischen Parkplatz neben der Baustelleneinfahrt und zur Schutzhütte jederzeit zugänglich bleiben. Dies gilt auch für den weiterlaufenden Forstwirtschaftsweg. Behinderungen durch den Bau und den Baustellenverkehr werden für die Waldbesucher auf ein Minimum reduziert. Ebenso werden der städtische Forstbetriebshof, das Gelände der Deutschen Waldjugend, Ortsgruppe Würselen, und das dort befindliche, alte Forsthaus zugänglich bleiben.

Die Bauarbeiten werden am 26. Juli 2022 beginnen und voraussichtlich ein Jahr in Anspruch nehmen. Die halbseitige Sperrung der L 23 zur Verlegung des Abschlagskanals wird voraussichtlich von Mitte September bis Anfang Dezember erfolgen. In dieser Zeit kann auch der Fahrradweg nicht befahren werden. Der einseitige Fahrbetrieb wird mit einer entsprechenden Geschwindigkeitsbegrenzung verbunden sein.