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Maritime Notfallmedizin für Eifel-Notärzte


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Dr. Stefan Schröder vom Krankenhaus Düren hat eine nicht-alltägliche Fortbildung konzipiert

Wasserunfälle spielen in der Rettungsdienstausbildung eher eine untergeordnete Rolle. Besonders dann, wenn die Nordseeküste einige Autostunden entfernt liegt. Professor Dr. Stefan Schröder, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie am Krankenhaus Düren, hat für die Notarztausbildung in der Eifel dennoch ein Segelschiff auf dem Ijsselmeer gechartert. Ein Widerspruch“ Im Gegenteil: „Im Vergleich zu internistischen Notfällen sind Unfälle im und am Wasser bei uns relativ selten. Aber die Zahlen steigen – und für unerfahrene Notfallteams sind solche Einsätze eine besondere Herausforderung“, sagt der Notfallmediziner.
In Zusammenarbeit mit dem DRK Bildungszentrum Düsseldorf und dem Kreis-Krankenhaus Mechernich hat der Chefarzt des Dürener Krankenhauses die ganztägige Fortbildung „Maritime Notfallmedizin – Theorie und Praxistraining auf dem Ijsselmeer“ konzipiert und im Herbst erstmals angeboten. Von den 66 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, darunter Notfallmediziner ebenso wie Rettungsdienstmitarbeiter und Pflegende, kam der Großteil aus der Region und NRW, aber auch aus Lübeck und vom Bodensee. Unter möglichst realistischen Bedingungen wurde an Bord des Segelschiffes „Admiraal van Kingsbergen“ geübt. Nicht nur bei Seegang, in engen Kojen unter Deck, an steilen Steigen und bei Gischt, sondern durchaus auch wie beim simulierten Fall eines verunglückten Tauchers im kühlen Nass selbst.
Ein chirurgischer Einsatz unter Deck auf hoher See wird zwar selbst beim weit in die Zukunft gerichteten Blick auf den „Indeschen Ozean“ höchst unwahrscheinlich bleiben – abwegig ist das maritime Training für Notärzte und Rettungskräfte aber durchaus nicht. „Wir sind auf dem Weg, eine Nation der Nichtschwimmer zu werden“, bilanziert Professor Dr. Stefan Schröder. Der Schulsport fällt aus, Bäder werden geschlossen, immer mehr Kinder lernen das Schwimmen nicht mehr. Aber in den immer heißer werdenden Sommermonaten werden Badeseen belagert, Pools im Garten errichtet – alles strebt Richtung Wasser. „Immer wieder gehen Menschen „nur“ Baden, schätzen die Situation falsch ein und ertrinken“, sagt der Experte. Umso wichtiger ist es daher, Einsatzkräfte auf solche Szenarien und die damit verbundenen Herausforderungen und ungewohnten Orte vorzubereiten.
Wasser ist sein Element, in Hamburg und Lübeck groß geworden, kennt sich der Segler, Taucher und Kajak-Fahrer mit den Tücken und Gefahren aus. Als Mediziner, der auch Einsätze der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger begleitet hat, weiß Dr. Stefan Schröder auch um die Besonderheiten, die Einsätze am Wasser von Notfällen im Straßenverkehr und im häuslichen Umfeld unterscheiden. Bei massiven Unterkühlungen beispielsweisen laufen Stoffwechselprozesse extrem langsam, Medikamente wirken verzögert, eine Stromanwendung zur Reanimation kann die Retter selbst in Lebensgefahr bringen. Manche Handgriffe aus den Lehrbüchern erweisen sich schlichtweg als kaum durchführbar. Und die wichtigste Lektion: Lebensrettung ist Teamleistung, aber bereits beim Training unter besonders erschwerten maritimen Bedingungen kommt jedes Teammitglied sehr schnell an seine persönlichen Grenzen. Die Grenzen der notfallmedizinischen Versorgung einmal außenvorgelassen.
„So etwas muss jeder live erleben, Vorträge können diese Grenzerfahrung nicht vermitteln“, ist Dr. Stefan Schröder überzeugt, dass das Ausloten von Theorie und Praxis Rettungskräfte dabei unterstützt, unter widrigen Umständen neue Lösungsstrategien zu entwickeln und die dynamische Zusammenarbeit der einzelnen Professionen im Team zu verbessern. Kurzum: Maritime Notfallmedizin kann auch in der Eifel einen zentralen Beitrag zu einer sichereren Patientenversorgung leisten. Ein Beitrag zum Team Building ist die Arbeit auf dem Segelschiff ohnehin. Mussten gerade keine gebrochenen Knochen geschient oder kollabierte Patienten versorgt werden, galt es die Segel zu hissen und das Deck zu schrubben. Nach erfolgreichem Abschluss des Pilotprojekts soll diese Fortbildung auch in Zukunft angeboten werden.

Für August 2023 ist ein neuer Kurs geplant. Informationen gibt es per E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.