Düren. Mit der Wanderausstellung der VHS Rur-Eifel „Einige waren Nachbarn – Täterschaft, Mitläufertum und Widerstand“ des United States Holocaust Memorial Museum, zu sehen im Foyer des Dürener Rathauses, startet die Veranstaltungsreihe zur Erinnerung an die Zerstörung Dürens am 16. November 1944.
Begleitet durch Vorträge von Thomas Köhler vom „Geschichtsort Villa ten Hompel – Memorial & Museum“, der eine kurze Einführung in die Ausstellung gab und der Psychologin Fiona Kazarovytska von der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz zum Thema „Psychologie von Täterschaft, Mitläufertum und Widerstand“ wurde sie jetzt durch Bürgermeister Frank Peter Ullrich offiziell eröffnet.
„Diese Ausstellung zeigt uns wie wichtig es ist, wachsam zu sein und kleinste Signale zu erkennen, wenn in unserer Gesellschaft etwas schiefläuft – sei es durch die Verrohung der Sprache oder der Sitten, oder dass Grundrechte in Frage gestellt werden. Sie regt zum Nachdenken an und führt uns vor Augen, dass die schlimmsten Verbrechen gegen die Menschlichkeit immer auch mit einer erschreckenden Selbstverständlichkeit geschehen“, warnte Frank Peter Ullrich in seiner Ansprache davor, dass sich die Geschichte wiederholt.
„Einige waren Nachbarn: Täterschaft, Mitläufertum und Widerstand“ – Der Ausstellungstitel beschreibt eine der zentralen Fragen zum Holocaust: Wie war der Holocaust möglich“ Welche Rolle spielten die gewöhnlichen Menschen“ Warum haben so viele die Verbrechen der Nationalsozialisten unterstützt oder geschwiegen, und warum haben so wenige den Opfern geholfen“ In ihrem Vortrag zeigte die Psychologin Fiona Kazarovytska auf, wie schnell aus „gewöhnlichen Menschen“ Mitläufer und auch Täter wurden.
Die Ausstellung untersucht die Rolle der gewöhnlichen Menschen im Holocaust und die Vielzahl von Motiven und Spannungen, die individuelle Handlungsoptionen beeinflussten. Diese Einflüsse spiegeln oft Gleichgültigkeit, Antisemitismus, Karriereangst, Ansehen in der Gemeinschaft, Gruppenzwang oder Chancen auf materiellen Gewinn wider. Sie zeigt zudem Personen, die den Möglichkeiten und Versuchungen, ihre Mitmenschen zu verraten, nicht nachgegeben haben und uns daran erinnern, dass es auch in außergewöhnlichen Zeiten Alternativen zu Kollaboration und Täterschaft gibt.
„Sie sehen hier keine der NS-Größen auf den Schautafeln. Hitler und andere nationalsozialistische Führer hätten den Holocaust auch nicht alleine verüben können“, erklärte Thomas Köhler vom „Geschichtsort Villa ten Hompel – Memorial & Museum“, der Einrichtung, die mit dem Verleihen der Ausstellung in Deutschland betraut ist, in seiner Einführung zur Ausstellung. „Entscheidend war, dass der Holocaust möglich wurde, weil Menschen in Deutschland und ganz Europa aus verschiedenen Gründen motiviert waren, dem Völkermord zuzustimmen oder daran mitzuwirken. Die Erkenntnis ist wichtig, um Lehren aus dem Holocaust zu ziehen“, so Thomas Köhler weiter.
„Ich freue mich sehr, dass wir die bekannte Ausstellung des United States Holocaust Memorial Museums jetzt im Rahmen der Gedenkveranstaltungen zum 16. November 1944 nach Düren holen konnten. Sie eröffnet insbesondere Schülerinnen und Schülern einen zielgruppenorientierten Zugang zum Thema und regt zu Austausch und Reflexion über aktuelle politische Fragen an“, hofft Dieter Bergheim, Fachbereichsleiter der VHS Rur-Eifel, auf eine rege Beteiligung der Schulen. Eine Besichtigung durch Schulklassen ist nach Terminvereinbarung unter Tel. (02421) 25-2586 oder per Mail: d.bergheim@dueren.de möglich.
Die Ausstellung der VHS Rur-Eifel „Einige waren Nachbarn – Täterschaft, Mitläufertum und Widerstand“ ist im Rahmen der allgemeinen Öffnungszeiten des Rathauses, montags bis freitags von 8 bis 12 Uhr und Donnerstag zusätzlich von 14 bis 17 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei.
Am Donnerstag, 14. November, findet zudem von 18 bis 19.30 Uhr eine geführte Ausstellungsbesichtigung mit dem Vorsitzenden des Dürener Geschichtsvereins, Dr. Helmut Irmen, statt. Die Veranstaltung ist kostenfrei.