Spätestens mit dem Einsturz der Renkerstraße 2018 wurde allen Dürenern klar, dass die bisherige Kanalisation im Untergrund der Stadt nicht mehr ausreicht. Seitdem prägen die Kanal-Baustellen an verschiedenen Stellen die Stadt. Der Hauptsammler 11, der insgesamt von Kreuzau bis zur Kläranlage Merken reicht, wird erneuert. Das große Bauprojekt wird vom Wasserverband durchgeführt, während für andere Baustellen die Stadt zuständig ist. Nun erreicht der Kanalbau den Annakirmesplatz, wo mit einem Spatenstich am heutigen Dienstag der Bauabschnitt Mitte offiziell begonnen wurde.
- Ein neuer Kanal, von dem alle profitieren
- Jahrelange Planungen durch Renkerstraße-Vorfall geändert
- „Deluxe-Material“ und eine komplizierte Trasse
- Daten zum Bauprojekt
- Bis 2027 Geduld gefragt

Ein neuer Kanal, von dem alle profitieren
Bürgermeister Frank Peter Ullrich beschrieb bei einer Pressekonferenz, wie der bisherige Kanal an seine Kapazitätsgrenzen gekommen ist. Dazu tragen neben der Industrie auch neue Wohngebiete bei. Außerdem sei der Neubau ein „Akt des Umweltschutzes“, weil die Kapazität auch an stärkere Niederschläge in Zeiten des Klimawandels angepasst werde. Sogar die Annakirmes profitiert vom neuen Kanal, weil die Standfestigkeit großer Fahrgeschäfte nicht mehr wie in den vergangenen Jahren mit Eisenplatten abgesichert werden muss.
Für den jetzt beginnenden Bauabschnitt Mitte wird eine Doppelröhre unter dem Annakirmesplatz bis zur Rurstraße verlegt. Die redundante Bauweise sichert die Funktionsfähigkeit der Kanalisation. Schließlich müssen Abwasser und Regenwasser ohne Unterbrechung abgeleitet werden. Die Röhren haben dabei auch eine Erschließungsfunktion für die angrenzenden Häuser, deren Abwasser dort einfließen.


Jahrelange Planungen durch Renkerstraße-Vorfall geändert
Dr. Joachim Reichert erinnerte als Vorsitzender des Wasserverbands daran, dass die ersten Überlegungen zum Neubau bereits vor 15 Jahren begonnen haben. Ursprünglich sollte der Parallelsammler auf der anderen Seite der Rur gebaut werden. 2013 gab es ein Demoprojekt in Birkesdorf. Die Havarie in der Renkerstraße sorgte für Änderungen. Danach gab es einen sogenannten Value-Engineering-Prozess, um die Planungen anzupassen.
„Deluxe-Material“ und eine komplizierte Trasse
Der Abschnitt Mitte ist einer von drei großen Teilen des Hauptsammlers 11 neben dem Abschnitt Süd Richtung Kreuzau und dem Abschnitt Nord Richtung Kläranlage. Das Budget von 60 Millionen Euro wurde im November 2023 beschlossen. Ullrich, der auch Verbandsratsvorsitzender des WVER ist, betonte dabei die Abwägung von Wirtschaftlichkeit und Qualität. 40 Millionen werden für die Arbeiten im Abschnitt Mitte investiert, der Rest u.a. für die Projektplanung.
Für dieses Geld gibt es dann hochwertige Röhren, die Reichert als „Deluxe-Material“ bezeichnet. Im Inneren der großen Röhren befindet sich eine Schicht aus PE-Material, die mit dem Beton verbunden ist. So sollen die Röhren auch bei hoher Belastung stabil bleiben. Mit moderner Technik soll zukünftig die Abluft aus dem Kanal gereinigt werden.
Bei den Bauarbeiten im Abschnitt Mitte, die von der Firma Uhrig aus Geisingen durchgeführt werden, bewegen sich die Teams aus nördlicher und südlicher Richtung aufeinander zu. Die Suche nach einer geeigneten Trasse beschreibt Projektleiter Stephan Goffert angesichts des mit vielen Leitungen gefüllten Untergrunds als schwierig. Nachdem 2023 bereits die Autobahn gequert wurde, sind auch die Rurtalbahn und ein FFH-Gebiet betroffen.
Daten zum Bauprojekt
- 5.817 Meter Kanalrohre in einer Trasse von ca. 3.000 Metern
- 37 Schächte in dieser Trasse
- in der Rurstraße zusätzlich 417 Meter Regenwasserkanal
- 74.000 m³ Erde werden bewegt
- 13 Teilbauabschnitte



Bis 2027 Geduld gefragt
Der Abschnitt Mitte soll bis 2027 fertiggestellt werden. Bis dahin bat der Bürgermeister die Anwohner um Geduld, wenn beispielsweise vorübergehend Parkplätze am Annakirmesplatz wegfallen. Der Platz selbst soll rechtzeitig für die Annakirmes 2026 wieder verfügbar sein.









Baustelle Hauptsammler Annakirmesplatz