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Umfangreiches Programm zum 80. Jahrestag der Zerstörung Dürens

Gruppenfoto mit den Organisatoren vor dem Mahnmal am RathausStadt Düren


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Düren. Welten lagen zwischen dem Düren vom 16. November 1944 vor 15.25 Uhr und dem Düren nach 15.45 Uhr, weil alliierte Bomber innerhalb von kaum mehr als zwanzig Minuten aus einer stolzen Stadt einen Trümmerberg gemacht hatten.

Seither gedenkt die Dürener Bevölkerung an jedem 16. November der Schrecken und der über 3.000 Toten dieses Tages, die in letzter Konsequenz „Hitlers Krieg“ und der nationalsozialistischen „Weltanschauung“ zum Opfer gefallen sind.

Zum 80. Jahrestag der Zerstörung finden eine Reihe von Gedenkveranstaltungen in Düren statt. Gemeinsam mit ihren Kooperationspartnern, der VHS Rur-Eifel, dem Stadt- und Kreisarchiv Düren sowie der Evangelischen Gemeinde zu Düren und der Katholischen Kirche hat die Stadt Düren ein umfangreiches Programm vorbereitet. Es beginnt am 9. November mit den traditionellen Mahnstunden an den Rückriem-Stelen und endet am 18. November, um 19 Uhr, mit einem Annaforum in der Annakirche unter dem Titel „Die Kirchenglocken Schweigen – Leben und Sterben an St. Anna zwischen 1933 und 1944“.
Im Mittelpunkt der Veranstaltungsreihe steht dazu ein Talkabend mit Zeitzeugen und weiteren Gästen in der Marienkirche, am Mittwoch, dem 13. November.

„Die furchtbaren Ereignisse des 16. November dürfen nicht in Vergessenheit geraten“, sagte Bürgermeister Frank Peter Ullrich bei der Vorstellung des Veranstaltungsprogramms. Insofern sei dieser Gedenktag ein ganz besonderer für die Stadt. Zugleich sei der 80. Jahrestag aber auch vielleicht einer der letzten Gelegenheiten, mit Zeitzeugen zu sprechen. Daher begrüße er auch die intensiven Bemühungen des Stadt- und Kreisarchivs und der Veranstalter des Talkabends, die das Thema in den Fokus genommen haben.

Mit der Ausstellung „Einige waren Nachbarn: Täterschaft, Mitläufertum und Widerstand“ des United States Holocaust Memorial Museums“, zu sehen im Foyer des Dürener Rathauses, widmet sich die Volkshochschule Rur-Eifel im Vorfeld des Gedenktages einer zentralen Frage: Wie war der Holocaust möglich“
Die Ausstellung, die am Donnerstag, 17. Oktober, eröffnet wird, untersucht die Rolle der gewöhnlichen Menschen im Holocaust und die Vielzahl von Motiven und Spannungen, die individuelle Handlungsoptionen beeinflussten. Dazu gehörten Gleichgültigkeit, Antisemitismus, Vorteilsnahme, Ansehen in der Gemeinschaft, Gruppenzwang oder Chancen auf materiellen Gewinn. Die Ausstellung zeigt aber auch Personen, die den Möglichkeiten und Versuchungen, ihre Mitmenschen zu verraten, nicht nachgegeben haben und uns daran erinnern, dass es auch in extremen Zeiten Alternativen zu Kollaborationen und Täterschaft gibt. Die Ausstellung wird durch ein pädagogisches Angebot für Schülerinnen und Schüler begleitet. Gruppenführungen sind nach Anmeldungen möglich. Der Kontakt erfolgt über den VHS-Bereichsleiter Dieter Bergheim (Tel. 02421 25-2586, Mail: d.bergheim@dueren.de).
Zudem läuft über die VHS aktuell ein Minecraft-Projekt für Schüler und Schülerinnen der 5. bis 7. Jahrgangsstufe. Gemeinschaftlich wird dabei der Marktplatz der Stadt Düren vor und nach der Zerstörung am 16.11.1944 nachgebaut und politisch-historische Bedeutung des Ereignisses näher beleuchtet.

Im Mittelpunkt der Veranstaltungsreihe um den 16. November steht ein Talkabend in der Marienkirche. Am Mittwoch 13. November, ab 19 Uhr (Einlass ab 18 Uhr), wird die bekannte Fernsehmoderatorin Bettina Böttinger die Zeitzeugen Peter Vogt, Georg Neulen und Heinrich Keymer sowie weitere Gäste interviewen. In drei Gesprächsrunden werden die Zeit des Angriffs, aber auch die Folgen des Krieges, der Wiederaufbau und die Stadtplanung von den 50er Jahre bis heute beleuchtet, erklärt Dirk Zirke von der Pressestelle der Stadt Düren, einer der Organisatoren des Abends. Ein weiterer Gesprächsteilnehmer ist neben einem Kampfmittelräumer auch ein Restaurator des LVR, der über die schwierige Arbeit der Wiederherstellung von durch Bombensplitter oder Brandschäden beschädigten Bücher, Akten und Dokumenten berichtet.
Gast ist auch der durch verschiedene Publikationen bekannte Architekturhistoriker Prof. Dr. Jörn Düwel von der Hafencity Universität Hamburg. Er wird unter anderem der Frage nachgehen, warum für viele heimische Betrachter Düren früher eine schöne, heute aber eine vermeintlich hässliche Stadt ist – und dieses Phänomen in vielen anderen Städten ebenfalls zu beobachten ist.
Im Zuge der Veranstaltung werden auch Fotos und Filme gezeigt, zudem ist eine kleine Ausstellung mit Archivmaterial des Stadt- und Kreisarchivs Düren zu sehen.
Die Marienkirche bietet Platz für rund 300 Gäste. Kostenlose Karten für den Talkabend sind in kürze im iPunkt am Markt erhältlich. Hierzu erfolgt noch eine gesonderte Information.

Im Zuge der Zeitzeugenbefragung erinnerte Daniel Schulte, Leiter des Stadt- und Kreisarchivs Düren noch einmal an den Aufruf seiner Einrichtung, die aktuell weiterhin nach Zeitzeugen sucht, die bereit sind, über die Geschehnisse in der Stadt und im Kreis Düren in Form eines Interviews zu berichten. „Dabei soll nicht nur der Tag der Zerstörung im Fokus stehen, sondern auch der Zeitraum 1944 bis 1947 und der Umgang etwa mit Kriegszerstörungen, Lebensmittelengpässen, Wohnungsnot, dem Neuaufbau der Verwaltung und der Wiedereinführung der Demokratie“, erklärt Daniel Schulte. 

Am eigentlichen Gedenktag, Samstag, dem 16.11.2024, startet um 14:20 Uhr der Friedensweg zum Mahnmal am Rathaus, Treffpunkt ist der Theodor-Heuss-Park. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer setzen ein gemeinsames Zeichen für Frieden auf dieser Welt und gedenken derer, die von Krieg und Gewalt betroffen sind oder waren.
Ab 15:20 Uhr findet dann vor dem Mahnmal am Rathaus die zentrale Gedenkveranstaltung für die Opfer des 16. November 1944 und alle Opfer von Krieg und Gewalt weltweit statt. Um 16 Uhr wird außerdem in der Christuskirche Düren ein ökumenischer Gottesdienst gefeiert.

In Kooperation mit der Evangelischen Gemeinde lädt die Stadt Düren dann noch am Sonntag, 17.11.2024, zum Friedenskonzert „Eines Tages werden wir aufwachen und wissen“ in den Saal des Hauses der Evangelischen Gemeinde ein. Es spielen Isabel Vaz am Cello und Vasco Dantas am Klavier, zu Rezitationen von Klaus Kenke.
Beginn ist um 18 Uhr. Der Eintritt zum musikalisch-literarischen Gedenken an die Zerstörung Dürens vor 80 Jahre ist frei.

Finanziell unterstützt wird die Veranstaltungsreihe zum 16. November durch die Sparkasse Düren.