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Kreis Düren: 1.048 neue Wohnungen für mehr als 11.000 neue Einwohner

Baustelle neues Wohngebäude (Foto: Frank Reiermann)


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Update 6. Juni: Der Pressesprecher des Kreises Düren hat auf unseren Artikel reagiert und nennt andere Bevölkerungszahlen. Er weist darauf hin, „dass die Zahlen vom Statistischen Landesamt von den Zahlen der Einwohnermeldeämter im Kreis Düren abweichen. Die Einwohnermeldedaten der Einwohnermeldeämter im Kreis Düren lagen zum Stichtag 31.12.2021 bei 273.595 und zum Stichtag 31.12.2022 bei 278.227. Somit ergibt sich keine Steigerung von 11.000, sondern von 4632 Personen. Die genauen Zahlen des Statistischen Landesamtes liegen für das Jahr 2022 noch nicht endgültig vor.“ Die Behörden im Kreis Düren und in NRW arbeiten also mit völlig unterschiedlichen Zahlen. Doch auch mit dem laut Kreis Düren geringeren Anstieg der Bevölkerungszahl haben wir wesentlich mehr neue Einwohner als neue Wohnungen.

Regelmäßig gibt es Meldungen zur Wohnungsnot und steigenden Mieten in Deutschland. Neue Zahlen zum Kreis Düren verdeutlichen nun, wie groß die Probleme sind. Hier ist nämlich die Einwohnerzahl im vergangenen Jahr viel stärker gestiegen als die Zahl der neugebauten Wohnungen.

Anstieg deutlich höher als in ganz Deutschland

Das Statistische Bundesamt verkündigte vergangene Woche eine Statistik über neue Wohnungen für ganz Deutschland. Demnach wurden im Jahr 2022 bundesweit 295.300 Wohnungen gebaut, was gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 0,6% bedeutet. Für den Kreis Düren ergeben die von IG Bau genannten Zahlen (siehe unten) 1.048 neue Wohnungen, 301 mehr als im Vorjahr. Das ergibt ein Plus von 40,29%. Somit ist im Kreis Düren die Bautätigkeit deutlich stärker angestiegen als in ganz Deutschland.

Weitere Zahlen zu den neuen Wohngebäuden und Wohnungen kann man im Neubau-Atlas des Statistischen Bundesamts abrufen. Dann erfährt man zum Beispiel, dass in der Stadt Düren im Jahr 2021 insgesamt 150 neue Wohnungen entstanden sind. Zahlen für 2022 liegen dort noch nicht vor.

Zehnmal soviele neue Einwohner wie Wohnungen

Die Statistik zum Wohnungsneubau klingt also erstmal gut, allerdings nur so lange, bis man ihr die neuste Einwohnerentwicklung gegenüberstellt. Anfang Mai verkündete der Kreis Düren stolz, dass seine Wachstumsoffensive wirke. Demnach hatte der Kreis Düren Ende 2022 insgesamt mehr als 278.000 Einwohner. Ein Jahr zuvor waren es laut Landesdatenbank NRW 266.771 Einwohner. Innerhalb eines Jahres sind also mehr als 11.000 Menschen neu hinzugekommen. Wir haben also rund zehnmal so viele neue Einwohner wie neue Wohnungen bekommen. Das reicht längst nicht. Wenn die Wachstumsoffensive, mit der der Kreis Düren auf 300.000 Einwohner wachsen möchte, so weiter geht, könnten die Probleme sich in den nächsten Jahren weiter verschärfen.

Statistik zu neuen Wohnungen im Kreis Düren

Die IG BAU Aachen berichtet in einer aktuellen Pressemitteilung über den Neubau von Wohnungen im Kreis Düren:

Neues Wohnen im Kreis Düren: Im vergangenen Jahr wurden im Kreis Düren insgesamt 1.048 Wohnungen neu gebaut – darunter 506 in Ein- und Zweifamilienhäusern. Das sind 301 Wohnungen mehr als im Vorjahr. Ein- und Zweifamilienhäuser, Reihen- und Mehrfamilienhäuser: Insgesamt investierten die Bauherren im vergangenen Jahr im Kreis Düren rund 198,8 Millionen Euro für den Wohnungsneubau. Das teilt die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt mit. Die IG BAU Aachen beruft sich dabei auf aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes.
Für das laufende Baujahr warnt der IG BAU-Bezirksvorsitzende Uwe Brell vor einem Abwärtstrend: „Bauvorhaben werden auf Eis gelegt. Denn hohe Baukosten treffen auf hohe Zinsen und hohe Hürden beim Bauen durch staatliche Auflagen und Vorschriften. Das ist ein toxischer Mix für den Wohnungsbau.“ Die Kaufpreise beim Neubau seien längst „aus den Fugen geraten“ und die Mieten „klettern enorm nach oben“ – vor allem bei neu gebauten Wohnungen.
Entscheidend sei jetzt, was gebaut werde: „Die Wohnungen müssen zur Lohntüte der Menschen passen. Es kommt darauf an, vor allem bezahlbare Wohnungen und Sozialwohnungen zu bauen“, sagt der Vorsitzende der IG BAU Aachen, Uwe Brell.

Gebraucht werde jetzt ein „Booster für den Neubau“ von sozialen und bezahlbaren Wohnungen. Brell appelliert an die heimischen Bundestagsabgeordneten, sich in Berlin für ein „massives Aufstocken der Fördergelder“ stark zu machen. Aber auch das Land Nordrhein-Westfalen sei mehr gefordert.
„Für mehr Sozialwohnungen und für mehr bezahlbare Wohnungen muss der Staat – müssen Bund und Länder – bis 2025 mindestens 72 Milliarden Euro in die Hand nehmen“, sagt Uwe Brell. Der Gewerkschafter beruft sich dabei auf Berechnungen von zwei Wohnungsbau-Studien, die die IG BAU beim Pestel-Institut (Hannover) und beim Bauforschungsinstitut ARGE (Kiel) mit in Auftrag gegeben hat.
Konkret werde ein Sondervermögen von 50 Milliarden Euro für den sozialen Wohnungsbau benötigt. „Nur dann kann es noch klappen, bundesweit 100.000 Sozialwohnungen pro Jahr zu bauen“, so der IG BAU-Bezirkschef. Zusätzlich seien 22 Milliarden Euro für den Neubau von 60.000 bezahlbaren Wohnungen dringend erforderlich. Davon profitiere schließlich auch der Kreis Düren.
Außerdem drängt die IG BAU auf ein „schlankeres Baugesetzbuch“: „Es geht um das Durchforsten von Gesetzen, Verordnungen und Normen, auf das die Branche seit Jahren wartet. Das muss jetzt passieren – und nicht irgendwann im nächsten Jahr“, fordert Brell.