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Neu am Leopold-Hoesch-Museum: Madame Thelen Stiftung


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Düren. Der aus Düren stammende und in Berlin ansässige Arzt Dr. Peter Thelen stiftete im Rahmen der Gründung der „Madame Thelen Stiftung“ dem Leopold-Hoesch-Museum sieben Kunstwerke des Künstlers Wolf Vostell. Der deutsche Künstler Wolf Vostell ( geboren 1932 in Leverkusen und gestorben 1998 in Berlin) gehört zu den Wegbereitern der Happening- und Fluxus-Bewegung, einer Kunstrichtung, die vor allem in den 1960er und 1970er Jahren mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen, raumgreifenden Installationen und performativen Interventionen die Integration des Kunstgeschehens in die gesellschaftliche und politische Alltagswirklichkeit beabsichtigte.

Der Stifter Dr. Peter-Anton Thelen und der Künstler Wolf Vostell lernten sich 1980 in Berlin kennen. Von Anfang an empfanden beide eine tiefe Sympathie füreinander, aus der im Laufe der Jahre eine feste Freundschaft wurde, die bis zum Tod von Wolf Vostell im Jahr 1998 anhielt. Aus dieser fast 20 Jahre langen Freundschaft ist eine umfangreiche Kunstsammlung entstanden. Alle in die Stiftung eingehenden Kunstwerke von Wolf Vostell hat der Stifter direkt vom Künstler erworben. Im Jahr 2010 wurde ein Teil dieser Sammlung anlässlich der Wiedereröffnung des Leopold-Hoesch-Museum Düren dort bereits präsentiert. Die Ausstellung trug den Titel „Hommage an Madame Thelen“. Dieser Titel bezog sich auf ein Portrait der verstorbenen Mutter des Stifters, das Wolf Vostell im Jahr 1982 geschaffen hatte. Der Mutter verdankt der Stifter seine Neigung zur Kunst und die Grundlagen für seinen erfolgreichen beruflichen Werdegang. Als Referenz an diese charismatische Frau trägt die Stiftung den Namen „Madame Thelen Stiftung“. 

Wolf Vostell war ein explizit politischer Künstler und setzte sich in seinen Werken intensiv mit geopolitischen Ereignissen auseinander. Er thematisierte den Zweiten Weltkrieg und den Holocaust ebenso wie den Korea- und den Vietnamkrieg. Er kommentierte in seiner Arbeit das sogenannte Wirtschaftswunder, übte Kapitalismuskritik, dokumentierte die Studentenbewegung oder begleitete den Fall der Berliner Mauer. Mit den gestifteten Kunstwerken finden Assemblagen, Gemälde und ein Objekt Eingang in die Sammlung des Leopold-Hoesch-Museums, die im Mittelsaal des Erdgeschosses zur Zeit der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Dazu gehören Werke aus dem Malerei-Zyklus „Juana la Loca“ (1980-81). Dieser Zyklus setzt sich mit der Figur von Johanna der Wahnsinnigen auseinander, einer geheimnisvollen Herrscherpersönlichkeit aus dem Spanien des 16. Jahrhunderts, die in der Literatur als gebildet und intellektuell beschrieben wird und später als geistig umnachtet galt, vielleicht aber auch das Opfer machtpolitischer Intrigen wurde und somit eine Symbolfigur für die Wirkungsweisen von manipulativen Kräften politischer Strukturen ist.

In die Malereien sind Knochen und andere Gegenstände appliziert. Mit dieser Infragestellung der Grenze von Malerei zur Skulptur und Assemblage, vom abgeschlossenen Werk zum Prozess stellen sie eine interessante Ergänzung der Sammlung des Leopold-Hoesch-Museums und seines Malereischwerpunkts dar.  

Neben den großformatigen Gemälden der Madame Thelen Stiftung ist auch die Installation „Das Frühstück des Leonardo da Vinci in Berlin“ von 1988 nun Teil der Sammlung des Leopold-Hoesch-Museums. Das Werk, bestehend aus einem Tisch, einer Tischdecke, Weinspuren und Würfeln, ist Relikt eines Happenings, das auch in einem gleichnamigen Film dokumentiert wurde. Dieser wurde für das Fernsehen im Auftrag des Senders Freies Berlin realisiert und thematisiert die Schrecken und die Massaker von Kriegen und zugleich unmenschlichen Entwicklungen in der zeitgenössischen Gesellschaft. Performer, darunter Wolf Vostell selber, führen darin alltägliche Handlungsabläufe in unkonventioneller Form aus, so platziert z.B. eine Frau ein Spiegelei auf dem Kopf einer weiteren Person, und Vostell zeichnet eben dazu mit rotem Wein Kreise auf einen Tisch. Kombiniert mit Bildern von Gewaltszenen und einer politischen Bildersprache bringen diese scheinbar banalen Szenen zum Ausdruck, wie sich Formen von Gewalt und Krieg in unseren Alltag eingeschlichen haben und längst keine Ausnahme mehr sind, sondern ein Teil unseres Lebens geworden sind.