Krankenhaus Düren war Pionier in der Region. Neuer Kurs startet im April.
Ausbildung in Teilzeit“ In der Pflege“ Das geht“ Selbstverständlich! Sehr gut sogar. „Ich habe mich die kompletten fünf Jahre pudelwohl gefühlt“, berichtet Nicole Zander, die als eine der ersten Bewerberinnen in der Schule für Gesundheitsberufe des Krankenhauses Düren eine Ausbildung in Teilzeit begonnen hat. Aktuell legt sie ihre Prüfungen ab. Vorbehalte und Zweifel, die es vielleicht zu Beginn gab, wurden zerstreut. Die damals 38-Jährige war weder zu alt für eine berufliche Neuausrichtung, noch ließen sich Beruf und Familie nur schwer unter einen Hut bekommen. „Ich würde heute den gleichen Schritt erneut tun“, sagt sie und rührt die Werbetrommel für den am 1. April startenden neuen Ausbildungsjahrgang in Teilzeit. Die Ausbildungsdauer wurde zwischenzeitlich von fünf auf vier Jahre reduziert.
„Das Krankenhaus Düren war damals in der Großregion das erste Haus, das sich auf den Weg gemacht hat“, zollt Andrea Hilger, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt der Agentur für Arbeit Aachen-Düren sowohl der Pflegeschule mit allen Kooperationspartnern als auch den Auszubildenden Respekt. „Es hat alles so gut funktioniert, weil sich das gesamte Krankenhaus eingebracht hat“, bilanziert sie. Nicht nur Führungskräfte hatten ein Verständnis dafür entwickelt, dass auch in einem System mit Schichtdienst neue Wege gegangen werden müssen, um dem Fachkräftemangel zu begegnen, sondern alle Teams aller Stationen. Der gesamte Prozess sei von Beginn an konsequent begleitet worden.
Bis heute keine Selbstverständlichkeit – erst recht nicht in der Pflege. Bundesweit sind nur etwa 0,6 Prozent aller Ausbildungsstellen in Teilzeit möglich. Zu wenig. „Der Fachkräftemangel betrifft fast jede Branche. Arbeitgeber müssen flexibler werden“, sagt Andrea Hilger. Der Blick auf die Zahlen zeigt: Allein im Kreis Düren suchen 4300 Frauen mit Erziehungsverantwortung eine Beschäftigung, davon 3000 ohne Berufsausbildung. 800 Frauen sind alleinerziehend. „Die Berufsausbildung in Teilzeit ist eine Möglichkeit, diese Potenziale relativ einfach zu heben. Wenn die Rahmenbedingungen stimmen“, ist die Expertin überzeugt, dass erfolgreiche Modelle wie das im Krankenhaus Düren keine exotischen Experimente sind, sondern den Weg für die Zukunft bereiten können.
Für das Gesundheitswesen seien solche Modelle besonders interessant. 6500 aller erwerbstätigen Frauen im Kreisgebiet arbeiten in dieser Branche, das sind 16 Prozent aller beschäftigten Frauen. Auf Platz 2 liegt der Bereich Büro- und Erziehung. „Die medizinische Branche bietet neben einer absoluten Beschäftigungsgarantie auch viele Entwicklungsmöglichkeiten“, wirbt Andrea Hilger gleich doppelt für eine Ausbildung in der Pflege. Zum einen bei potenziellen Bewerberinnen und Bewerbern, zum anderen bei den weiteren Einrichtungen, mehr Ausbildung in Teilzeit zu ermöglichen.
„Ich habe mich sehr bewusst mit der Pflege befasst, mit den Herausforderungen, die der Schichtdienst mit sich bringt. Aber es gibt auch ganz viele Vorteile“, sagt Nicole Zander. Als
Mutter von vier Kindern mit abgeschlossener Ausbildung stand sie voll im Leben, suchte aber eine neue berufliche Herausforderung. Und zugleich eine Ausbildung, die es ihr ermöglichte, den jüngsten Sohn noch zu unterstützen. „Das Angebot der Teilzeitausbildung passte inhaltlich super – und auch von den Zeiten“, sagt sie. Die „Kernzeiten“ für die Auszubildenden in Teilzeit sind vier Tage die Woche Dienst entweder von 8 bis 13 oder 6 bis 12 Uhr, die Schulferien bleiben dienstfrei.
„Mit der Zeit ändern sich die Anforderungen zuhause, können auch Schichtdienste übernommen werden“, sagt Nicole Zander. Seit einem Jahr leistet die Pflegeschülerin volle Dienste – auch, weil sie es möchte. „Es gab und gibt Vorbehalte, dass wir ein falsches Bild von Pflege vermitteln, ohne Schichtbetrieb von der ersten Minute an“, sagt Schulleiter Heinz Lönneßen. Eine Kritik, die er nicht gelten lässt. „Wir bilden so nah an der Realität aus wie möglich – verlieren dabei aber auch die Lebenswirklichkeit unserer Auszubildenden nicht aus dem Blick“, kontert er. Vom Willen, auch Arbeit im Team anders zu organisieren und Prozesse zu flexibilisieren, profitieren nicht nur die Azubis in Teilzeit. „Wenn man es nur will, kann man vieles erreichen“, betont Lönneßen. Neben der stationären Pflege im Krankenhaus könnten auch ambulante Pflege und Langzeitpflege von den neuen (Zeit-) Modellen profitieren.
Nicole Zander ist überzeugt, dass Gesundheitsberufe trotz aller Unkenrufe wieder trenden werden. „Es geht bei der Berufswahl auch wieder um Werte. Und es hat einen sehr großen Wert, etwas für die Menschen zu machen, ihnen zu helfen“, sagt sie. Auch wenn es manchmal hektisch und stressig ist; die Arbeit erfülle sie, jeden Tag aufs Neue. Nicole Zander: „Wer es ausprobieren möchte, kann gerne ein Praktikum machen.“
Info:
Die Ausbildung im Krankenhaus Düren kann in Vollzeit und in familienorientierter Teilzeitform absolviert werden. Kursstart der Teilzeitausbildung ist der 1. April. Die Vollzeitkurse starten
am 1. September. Informationen unter 02421/20260110 oder im Internet auf www.pflegeschule-dueren.de.