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Spannender Museumsdialog über Papierrestaurierung

Von links: Restaurator Philipp Kochendörfer und Restauratorin Fanny Bartholdt stellten zusammen mit Jutta Reich vom Dürener Papiermuseum ihre Arbeit sehr anschaulich vor. Foto: Stadt Düren


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Düren. Der Abend im Papiermuseum mit den Restauratoren Fanny Bartholdt und Philipp Kochendörfer über konservatorische Anforderungen von Papier war ein Auftakt in mehrfacher Hinsicht: der erst Museumsdialog in diesem Jahr, zugleich Beginn des umfangreichen Vermittlungsprogramms im Dürener Leopold-Hoesch-Museum & Papiermuseum und Eröffnung der von Museumsdirektorin Anja Dorn initiierten Serie, mit der die tägliche Arbeit in den Museen vorgestellt werden soll. „Um die Frage zu klären, was wir montags machen, wenn das Museum zu ist“, scherzte Anja Dorn.

Es war ein ausgesprochen gelungener Auftakt.  Fanny Bartholdt und Philipp Kochendörfer erzählten nicht nur anschaulich von ihrer Arbeit mit dem sensiblen Werkstoff Papier anhand eines Beispiels aus dem Dürener Papiermuseums, sie erläuterten auch bei einem Rundgang durch das Papiermuseum, was alles beachtet werden muss, wenn Exponate aus Papier ausgestellt werden. Und sie steckten mit ihrer Begeisterung für ihre Arbeit die Zuhörerinnen und Zuhörer an.

Jutta Reich vom Papiermuseum stellte eine Urkunde aus dem Jahre 1832 vor, die das Papiermuseum in Düren von einem Sammler aus Berlin erhalten hat und die belegt, dass die bereits 1576 erwähnte Papiermühle in Krauthausen bei Jülich 1832 von einer Fingerhutmühle wieder zur Papiermühle wurde. Das Objekt ist aus handgeschöpftem Papier, weist Gebrauchsspuren  auf, die von den Restauratoren nur da beseitigt wurden, wo sie das Lesen der Urkunde erschwerten oder unmöglich machen. „Was ist das Ziel der Restaurierung? Wo soll es hingehen?“ Diese beiden Fragen stehen am Anfang jeder Restaurierungsarbeit am sensiblen Werkstoff Papier. Zunächst ordnen die Restauratoren das Papierobjekt in seinen kulturhistorischen Kontext ein, bestimmen die Materialien und wählen davon ausgehend die passenden Methoden zur Restaurierung. „Das Beste für das Objekt in seinen Anforderungen herauszufinden, das ist unsere Aufgabe“, erklärte Philipp Kochendörfer. Jeder kleine Riss und jeder kleine Schaden am Papier wird sorgfältig beseitigt mit Japanpapier in passender Stärke und Weizenstärkekleister, denn jede Schädigung kann Informationsverlust bedeuten. Die Urkunde soll ja lesbar bleiben. Außerdem ist die Erhaltung des Formats wichtig, und die Ästhetik spielt eine große Rolle. „Es ist eine Fleißarbeit“, sagte Fanny Bartholdt über die Restauration der Urkunde, über die sie auch einen abschließenden Restaurierungsbericht geschrieben hat. Sie erläuterte die neue Methode der Papierreinigung mit Cellulosefasern und ganz sanftem Feinstrahl, die in Köln entwickelt wurde und die den Oberflächenschmutz vorsichtig abhebt, ohne das Papier anzugreifen. „Man reinigt Papier mit Papier“, brachte es Philipp Kochendörfer auf den Punkt.

Fanny Bartholdt zeigte dann in der Ausstellung im Papiermuseum dieses Zelluloseprodukt (Arbocel®), das dort im Bereich „Innovation“ vorgestellt wird, und erklärte anhand einer Kartonage mit dekorativem geprägtem Stülpdeckel aus dem 19. Jahrhundert, wie dieses Exponat für die Ausstellung vorbereitet und in den Glasbehälter eingebracht wurde.

Die Zuhörerinnen und Zuhörer stellten interessierte Fragen und lernten eine Menge darüber, was Papier schädigt und wie feinfühlig und einfühlsam die Restauratoren mit diesem sensiblen Werkstoff umgehen.