Durch die Maßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus bekommen gerade immer mehr Geschäfte auch in Düren Probleme, die ihre Existenz bedrohen.
Ulf Minartz sieht die Schwierigkeiten nicht nur beim eigenen Modegeschäft. Er ist auch als Vorsitzender IG City gerade sehr mit dem Thema beschäftigt. Wir haben mit ihm über die aktuellen Probleme gesprochen.
Sie mussten lange warten, bis es eine Entscheidung zum Frühlingsfest und verkaufsoffenen Sonntag gab. Wie hat sich das entwickelt?
Anfang März ging es immer noch darum, ob Großveranstaltungen abgesagt werden und ob verkaufsoffene Sonntage stattfinden dürfen. Immer davon ausgehend, dass das Frühlingsfest oder der verkaufsoffene Sonntag doch stattfinden, musste auch alles geplant werden, vor allem die Werbeaktivitäten.
Wie ist dann die Entscheidung zur Absage gefallen und wie haben die Schausteller reagiert?
Nach Gesprächen mit dem Gesundheitsamt signalisierte man mir grünes Licht, aber die letzte Entscheidung, vor allem wegen des damit verbundenen Trödelmarktes, lag bei der Stadt Düren als Veranstalter. Schausteller hatten Angst, dass ihnen nun eine für sie so wichtige Einnahmequelle, die erste in diesem Jahr, wegbrach. Es gab viele Gespräche, wobei man einen abgespeckten Markt überlegte, aber diesen nicht ganz aufgeben wollte. Ich buchte bereits in den Medien entsprechende Anzeigen, wobei es höchste Zeit für Entscheidungen wurde, damit wir auch grafisch planen konnten. Bild und Text sollten der Situation angepasst werden. Kurz vor knapp wurde dann zumindest entschieden, dass der Trödelmarkt mit Schaustellern nicht stattfinden wird, aber der verkaufsoffene Sonntag offen stand.
Sie mussten dann also umplanen. Wie haben die Händler reagiert?
Wir mussten überlegen, wie wir damit umgehen und wie wir eventuell eine angepasste Werbung gestalten. Da ich nicht wusste, ob unser Handel nun noch bereit war, die Türen zu öffnen, sprach ich mich mit der CityMa ab, eine Blitzumfrage zu tätigen. Um schneller an Daten zu gelangen, klapperte ich viele Geschäfte ab.
Dann kamen die Maßnahmen, die zur Schließung der Geschäfte führten. Wie gehen Sie mit dieser Situation um?
Währenddessen wurde mir von städtischer Seite übermittelt, dass Düren alle Läden schließen wird. Sofort brach ich die Abfrage ab und widmete mich den Dingen, die nun erforderlich wurden, um zu retten, was zu retten ist. Die Kontaktaufnahme mit der Agentur für Arbeit gestaltete sich sehr schwierig. Die Arbeitnehmer mussten ja nun gemeldet werden. Nachdem wir das Formular Antrag auf Ausfallgeld ergattert hatten und z.T. auch schon kommuniziert hatten, wurde es aber sicher nicht einfacher. Das Formular sollte online gemeldet werden und hier ging fast nichts mehr. Vor allem bekam man bis heute keine Rückmeldung, ob die Anzeige eingegangen ist.
Würde dies bestätigt, muss der Arbeitgeber das entsprechende Formular KUG 108 ausfüllen. Spätestens hier dürfte dann Ende sein. Das Ausfüllen ist so kompliziert, dass ich dies einem Steuerberater übermittelte. Auch dieser sah sich nun nicht unbedingt dafür aus, damit umzugehen. Nach Rücksprache mit der Firma Agenda, Buchhaltungssoftware und Steuerberatersoftware, ließ diese verlauten, dass sie für ihr Programm ein entsprechendes Modul schreiben, um das Formular auszufüllen. Somit wurde es immer schwieriger, da nun in vielen Betrieben die Lohn- und Gehaltszahlung anstand.
Inwiefern helfen Ihnen die bisher beschlossenen Maßnahmen der Bundesregierung?
Der Bund präsentiert stolz seine milliardenschweren Hilfspakete, aber bei den Betrieben kam bis heute nichts an. Es fehlten die dazugehörigen Formulare. Recherchiert fand ich diese allerdings in Bayern, einfach und unbürokratisch, eben nur in NRW nicht. Also kontaktierte ich verschiedene politische Größen bis hin zu Herrn Rachel, Mitglied des Bundestages, und erklärte ihm die Situation. Am Sonntag telefonierten wird dann noch einmal, da am Montag die passende Kabinettssitzung stattfinden sollte. Ich forderte noch einmal einfache, unbürokratische, möglichst ein Antrag für die Soforthilfe in der Größe eines DINA4-Blatts. Desweiteren konnte auch kein Überbrückungsdarlehen aufgenommen werden, da auch hier die Kommunikation zwischen Banken und Landesregierung versagte. Informiert durch diverse Gespräche mit der Bank, gab ich Herrn Rachel auch dies mit auf den Weg. Bitte schnell und unkompliziert, da sich inzwischen einige Unternehmen gemeldet hatten, die aufgrund der vielen Angestellten und Warenrechungen umgehend handeln mussten. Weitere Unterstützung fand ich dann auch bei unserem Landtagsabgeordneten Ralf Nolten und Bürgermeisterkanditat Thomas Floßdorf, der mich darüber informierte, dass es genau aus diesem Grunde morgen (Dienstag, 25.3.) eine Videokonferenz gibt, an dem der Landrat Wolfgang Spelthahn und die Ministerin Scharrenberg teilnehmen werden. Entsprechende Formulare sollen in den nächsten Tagen online gestellt werden.
Wie können Sie mit der IG City den Geschäftsleuten helfen?
Mit täglichen Bankgesprächen versuche ich mich auf dem Laufenden zu halten, inwieweit die Unternehmen nun handeln können. Sicher gibt es nun Gott sei Dank die Möglichkeit, Steuern, Sozialabgaben oder Darlehenstilgungen zu stunden, die dem einen oder anderen etwas Luft verschafft, aber bezahlen muss man sie trotzdem. Es ist schon schlimm genug, dass Unternehmen nun Kredite aufnehmen müssen, die sie eigentlich gar nicht wollten oder hätten aufnehmen müssen. Hierauf noch Zinsen zu verlangen, halte ich für unangemessen.
Es gibt eine Informationsseite der IG City für Innenstadtgeschäfte:
https://www.igcity.de/aktuell/2020-/corona-hilfen-fuer-innenstadtgeschaefte/
Hier finden sich wichtige Dokumente zur Beantragung von Hilfen.